Es ist schon manche Schwierigkeit aus dem Wege geräumt, wenn man sich klar macht, daß ich in allererster Linie mit dem von mir charakterisierten, noch nicht dem Gehirn Faßbaren, aber der Seele bereits „Bekannten”, als Verständigungsfaktor rechne.
Wenn der Leser meiner Bücher — einstweilen — den stets vordringlichen, immer vorlauten Einreden des seiner selbst so ahnungslos „sicheren” Verstandes einigermaßen zu wehren weiß, so daß jenes der Seele „Bekannte”, wenn auch dem Gehirnbewußtsein noch nicht Nahegekommene, überhaupt aufgerufen werden kann, dann hat er sich selbst den Zugang geöffnet, um auf den Weg „in den Geist” zu gelangen, wie meine Worte ihn zeigen und beschreiten lehren.
Dann wird er schwerlich noch besonderen „Schwierigkeiten” begegnen, vorausgesetzt, daß er die Ausdauer wirklich besitzt, die unerläßliche Vorbedingung für Alle ist, die den Weg in den Geist beschreiten lernen wollen.
Gewiß muß das, was ich mitzuteilen habe, solange auf Treu und Glauben angenommen werden, bis der Schüler selbst zu inneren Einsichten gelangt ist, die ihm ein Urteil möglich machen.
Gewiß wird der Suchende, in seinem eigenen Interesse, sich auf seine Weise klarmachen müssen, was ich in meinen Anleitungen ihm nahelege, und wird es nicht mit anderweitigen Anweisungen — aus welcher Quelle sie ihm auch zufließen mögen — vermengen dürfen.
Selbst Anweisungen, denen gegenüber nicht der leiseste Zweifel erlaubt ist, daß sie von den lautersten und erhabensten Menschen stammen, muß der Schüler, der zu eigener Einsicht kommen will, vorläufig auf sich beruhen lassen, wenn die Befolgung meiner Anleitungen ihm nützen soll.
Erst wenn er selbst erlangte, was ihm zu erlangen möglich wird, können ihm die weisen Ratschläge, wie er sie etwa in der mittelalterlichen, und — anders gefärbt — in der östlichen Mystik findet, in ihrer ganzen Tiefe erfaßbar werden.
Gleichzeitig aber wird er auch dann die unbewußt zwischen diese Bekundungen der Wahrheit geratenen zahlreichen Irrtümer erkennen, und bei aller Ehrfurcht vor den Zeugnissen geistnahen, oder geistgeeinten Menschentums, sich nicht zu scheuen brauchen, die „Spreu”, auch wenn sie reichlicher vorhanden ist, als er vordem ahnte, vom keim lebendigen „Weizen” zu sondern. —
Bevor er aber einmal soweit ist, wird er gut tun, alles, was ihm etwa an solchen Anweisungen bekannt ist, zeitweilig zu vergessen.
Daß er die Entwicklungsrezepte neuerer Mystagogen, denen er etwa bisher folgte, für immer beiseite legen muß, ist eine Selbstverständlichkeit!
Wenn ich nun auch im Namen dessen, was ich niederschrieb, ein gewisses Vertrauen zu verlangen habe, bevor die eigene Urteilsfähigkeit des Schülers einsetzen kann, so ist hier doch keinesfalls ein „Glaube” im Sinne einer endgültigen Entscheidung gefordert, sondern nur das gleiche Vertrauenwollen, wie man es beispielsweise einem die hohe See befahrenden Schiffskapitän entgegenbringt, von dem man ohne weiteres gläubig annimmt, daß er die Schiffahrtswege kenne, und die ihm Anvertrauten in den rechten Hafen zu bringen wisse, — oder auch einem verantwortungsbewußten Bergführer, der sehr wohl weiß, daß von seiner sicheren Wegekenntnis und Beurteilungskraft das Leben des Touristen abhängt.
Wie man nun aber dem Bergführer das Recht zugesteht, Ratschläge über das beste Verhalten beim Klettern im Fels, oder schon bei schwierigeren Gletscherübergängen, zu erteilen — so und nicht anders wird mein Schüler die Ratschläge gutzuheißen haben, denen er in meinen Büchern begegnet.
Ich weiß von den Gefahren seines Weges, und weiß ihm zu raten, wie sie zu überwinden sind!
und so:
Das wirkliche Bewußtwerden in der Substanz des ewigen Geistes steht aber außerhalb aller Wissenschaft, und selbst die größten und höchsten wissenschaftlichen Erkenntnisse werden niemals auch nur um Haaresbreite dem eigenen Erleben des substantiellen Geistes näher bringen können.
Es dürfte begreiflich sein, daß der Suchende, der „in den Geist” gelangen will, — außer dem Deuter und Wegbereiter, als der ich in meinen Lehrworten zu wirken habe, — auch noch andere Hilfe braucht, sobald er sich, wenn auch fast überreich belehrt, selbst auf dem Wege findet!
Für diese Hilfe aber ist dann gesorgt, und um ihrer habhaft zu werden, braucht es nur die innere Haltung der Zuversicht eines im voraus Dankenden.
Dem Menschen kann aber kein „Gott” unvermittelt helfen, sondern nur der Mensch, und, wenn es sich um „göttliche” Hilfe handelt: — nur ein Mensch, der zum Transformator substantieller geistiger Kräfte wurde!