Worte des Lebens:

Licht

Unzählige Arten des Lichtes kannst du auf dieser Erde kennenlernen und doch wird jede Art des Lichtes die dein Auge je erblicken mag, weithin überstrahlt von jenem einzigartigen Lichte, das dem Erdball jenes ferne Sonnenfeuer schickt, aus dessen Strahlungskraft das Kleinste, wie das Grösste dieses Wandelsternes seine Formung findet. –

Aber auch dieses gewaltigste Licht das irdischem Auge noch erfassbar ist, bleibt trüber Schimmer, willst du es etwa jenem Lichte vergleichen, das dich aus Geisteshöhen erreichen kann, sobald du fähig wirst, es aufzunehmen…

Es ist kein leeres Spiel mit bildhaften Vergleichen, wenn dir von geistigem «Lichte» gesprochen wird! –

Was dir aus geistigem Reiche zukommt, ist wahrlich «Licht», und alles irdisch wahrnehmbare äussere Leuchten, ist nur insofern «Licht» zu nennen, als es mit ähnlicher Empfindung deine Seele erfüllt, wie jene Urkraft die aus hohen Geistes-Sphären dich erreichend, sich als «Licht» dir offenbart…

Von diesem Lichte, das «in der Finsternis» leuchtet und das die Finsternis niemals begreifen kann, sprach einer der Meinen dir als von dem «Leben», – und wahrlich: Wahrheit künden seine Worte! – – –

Nur wer mich in sich selbst als sein eigenes Leben fand, kann auch von dem Lichte Zeugnis geben!

In seiner urgezeugten Allgewalt soll ewig dieses Licht des Geistes all dein Innerstes erhellen!

Du selbst sollst in dieses Lichtes Leuchten immerdar erstrahlen und deines Leuchtens soll kein Ende sein! – – –

Wie ein kunstreich geschliffener Diamant nicht eher sein inneres Feuer wiederstrahlen kann, als bis er von einem irdischen Lichte durchflutet wird, so kannst auch du nicht aus deinem Innersten strahlen, solange du noch das Dunkel liebst und dich vor mir verbirgst, – vor mir: dem ewig aus sich selber leuchtenden Lichte, das Leben allem Dasein ist, in strahlender Fülle und ohne Unterlass! –

Wahrlich, alles Dunkel sollst du dir selbst erhellen, wenn du in mir dich leuchtend finden wirst!

Alle Wunder deiner selbst sollen dir offenbar werden und alles was dich umgibt soll im Wiederstrahlen des Lichtes leuchten das dich alsdann erfüllt! – –

Noch aber genügt es dir, im Dunkel zu liegen und dich nach dem Lichte nur zu sehnen, wohl ahnend, dass du in seinen Strahlen aufzuleuchten vermöchtest, wie ein Kristall, den plötzlich das Licht der Erdensonne trifft.

Oder, wenn du schon hin und wieder deiner Trägheit dich entwinden magst, so bist du zufrieden, wenn dich nur irgend ein Strahl aus trüber Leuchte erreicht, der dann ein düsteres Glühen deinem Innersten entlockt, – ein müdes Glimmen, das dich selbst nicht zu erhellen vermag und noch viel weniger deiner Umwelt Dunkel lichtet! –

All deine Fähigkeit zu leuchten glaubst du genügsam so vor dir selbst bestätigt, um alsbald dich wieder im Dunkel zu finden, sobald jene trübe Leuchte sich von dir entfernt…

Du magst die wundersamsten Facetten zeigen und dich mit allem Rechte, deines Wertes wohl bewusst, deiner kostbaren Formung erfreuen, aber niemals wirst du dich so aus deinem Innersten erleben, und als ein Fremder wirst du dir selbst nichts zu sagen haben, solange du in solcher Schwere und starrer Trägheit verharrst! – –

Die Jahre deines Erdenlebens fliehen dahin und jede Sonnenwende wird dich am gleichen Fleck, in gleiche Dunkelheit gebannt, erreichen, bis einst dein irdisches Auge sich ermüdet für immer vor dem dir letzten Lichtstrahl der Erdensonne schliesst und du, in gleicher Dunkelheit verharrend, selbst das äussere Abbild wesenhaften Lichtes nicht mehr wahrzunehmen vermagst, das deiner dichten Finsternis im Innern immerhin noch wie ein Trost erschienen war…

Vergeblich wirst du dann in dir eine auch nur ähnliche Empfindung zu wecken suchen, wie sie dein äusseres Menschendasein vorher wenigstens im Lichte deines Erdentages finden konnte…

Alles in dir und alles was dich umgibt, wird, bei aller Greifbarkeit, in tiefster Verfinsterung sich bergen, und dennoch wird dein Sehnen nach Licht-Empfindung unstillbar sein…

Aeonenlang wirst du so in qualvoller Nacht vielleicht ein ungenütztes Erdenleben bereuen, stets wirren Erlebens dunkler Regionen Beute, bis dir dereinst in fernen Weltperioden wieder der erste Schimmer des Lichtes werden mag…

Darum sagte dir einer, in dem meines Lichtes Fülle war, einst das tief bedeutsame Wort:

«Wirket solange es Tag ist, denn es kommt» –für jeden der hier nicht wirkte «die Nacht, da Niemand wirken kann», weil er alsdann für unberechenbare Zeiten die Beute jener Dunkelheit ist, der er während seines Erdenlebens nicht entronnen war, aus trägem Sich-bescheiden und in dem Wahn, seines eigenen Wertes bewusstes Erleben sei des Reichtums genug, so dass er meiner: – des wesenhaften Lichtes, nicht bedürfe. – –

Siehe, ich komme zu dir an diesem deinem Erdentage, da ich dich liebe, damit du dich heute, da es in deine Macht noch gegeben ist, solchem Schicksal entreissen mögest! – – –

Bist du erst dem hier waltenden Gesetze verfallen, so vermag auch ich es nicht, dich aus seiner weiterwirkenden Gewalt zu erlösen, denn alles Gesetz ist in mir selbst gegründet, so dass ich mich selbst verneinen würde, wollte ich dich vor deiner Zeit zu befreien suchen! – – –

Auch wenn du dich heute, da mein Wort dir naht, den Banden des Dunkels mutvoll entreissen wirst, folgst du nicht minder in mir gegründetem Gesetz!

An dir allein ist es, zu entscheiden, ob du dem Gesetze der Freiheit, oder dem der Bindung Folge leisten willst! – – – – – – – –

Du selbst bist Herr deines Schicksals geworden von dem unvordenklichen Augenblicke an, da ich dich nach deinem Willen aus mir, der ich ewig im Augenblick verharre, zu deiner selbstgewollten Wanderung entliess! – – –

Vorher erlebtest du dich selbst in mir, im stetigen Erleben des Augenblicks, gleichsam den steten Querschnitt alles Daseins fassend; – nach deinem Ausgang aber konntest und kannst du, wenn ich im Bilde mich dir offenbaren soll, nur noch gleichsam den Längsschnitt alles dessen was ist, erleben, bis du dereinst – sei es nach dem Gesetz der Freiheit oder der Bindung in deinen Ausgangspunkt zurückgefunden hast, der ich selber bin! – – –

Tiefstes Geheimnis wird dir in diesen Worten kund, und wohl dir, wenn du es erfassen magst! – – –

Offne dein Innerstes, damit dir dort wiederklinge, was dir mein Wort verkündet!

In deinem Innersten wirst du so erfahren, weshalb dir die Weisen zu sagen wussten, dass du wahrhaftig tief «gefallen» bist, als du aus deiner höchsten Höhe in mir, hinab und hinausbegehrtest in diese Dunkelheit, die dich nunmehr umgibt…

Noch aber trägst du auch hier in deiner Verfinsterung die Kraft in dir, dich wieder zu mir und zu deiner ersten Höhe zu erheben!

Noch bist du in gleicher Gestalt und wirst sie dir ewiglich erhalten können, in der ich dich in mir fand, als ich dich entlassen musste, da dein Wille nicht mehr Höhe sondern Tiefe suchte! – – –

Noch vermagst du aufs neue, hell in mir – im Lichte allen Lichtes – aufzustrahlen!

Du selbst aber musst deinen Willen zur Überkehr bewegen, damit du endlich – da du bereits Aeonen vor deiner Geburt im Tiere der Erde, durch dunkle Umnachtung irrtest, – in den Bereich des ewigen Lichtes findest, das ich selber bin, um in mir für alle Ewigkeit erneut zu leben!

Siehe, ich leide in dir, da ich in mir selbst nicht leiden kann und alles Leid vor meinem Lichte Lüge wird!

Ich aber bin ewige Wahrheit und was nicht in mir sich erfüllt, ist Trug und Schein!

Darum rufe ich dich, den ich liebe, damit du die Lüge verlassen mögest, die sich als Leid dir bekundet! – –

Darum zeige ich dir den Weg aus deiner Verfinsterung, auf dass du in mir – in ewigem Lichte – in Freude erstrahlen mögest, ehe die Dunkelheit dich aufs neue binden kann!

In mir sollst du selbst zu Freude dich wandeln und alles, was Leid war an dir, soll, wie der Schorf vernarbter Wunden, abfallen von dir und nicht mehr dich entstellen! –

Du sollst dir selber als Freude zu Bewusstsein kommen, denn nicht eher kann ich als Licht in dir mich offenbaren, als bis du selber zu Freude in dir selbst gewandelt dich mir nahen wirst! –

So allein, o Teurer, wirst du mich in dir selber finden, als Licht, um in den Strahlen dieses Lichtes ewiglich zu leuchten!–

So sollst du selbst in Freude in mir zu lauterem Lichte werden! – – – – – –