Daß Suchende nur insofern „meine” Schüler sein können, als sie sich bei der Richtung und eigenen Bestimmung ihres Strebens an die in meinen Büchern niedergelegten Mitteilungen, Anweisungen und Lehrtexte halten, ohne in meiner Person anderes sehen zu wollen, als den berufenen Vermittler und Former der dargebotenen Einblicke und Ratschläge, habe ich hinreichend deutlich ausgesprochen.
Es handelt sich um ein rein geistiges Schülerverhältnis, bei dem ich für jeden Suchenden, der sich in solcher Weise nach meinen Lehren richtet, daß er wahrhaft ein Recht hat, sich meinen „Schüler” zu nennen, ewige Verantwortung trage.
Das ist hier nicht etwa gleichzusetzen mit dem von allen gewissenhaften Seelsorgern der Religionsgemeinschaften gefühlten und geäußerten „Verantwortungsbewußtsein” gegenüber ihren Gläubigen, — sondern meine Verantwortung für den Suchenden, der exakt den von mir erteilten Ratschlägen folgt, um „in den Geist” zu gelangen, besteht in einer unablösbaren Verpflichtung, die auch in den kommenden nachirdischen Zuständen weiter ihre Forderungen stellt, und nicht eher erfüllt ist, als bis der Suchende, der sich meinen Lehren anvertraute, erreicht hat, was ich ihm versprechen konnte. —
Allerdings muß ich darum bitten: — genau unterscheiden zu wollen, was ich in meinen Büchern als geistig möglich, und unter gewissen, klar gezeigten Voraussetzungen erlebbar bezeichne, und nur darstelle, um die verschiedenen Stufen geistigen Erlebens zu schildern, die ganz fraglos nicht allen Menschen schon auf Erden erreichbar werden können, — und was ich deutlich und ganz unmißverständlich von jedem Geistschüler während seines irdischen Lebens erreicht sehen will.
Daß ich den Strebenden lebendigen Anteil nehmen lasse, auch am Erleben der höheren, ihm möglicherweise hier auf Erden noch unerreichbaren Stufen geistiger Erlebensfähigkeit, ist nötig, um ihm zu ermöglichen, sich selbst „Richtung” zu geben, heißt aber gewiß nicht, daß ich ihm das Erreichen dieser Erlebensfähigkeit im Geiste etwa versprechen könne.
Alles, was ich als erreichbar aufzeige, setzt einen gewissen geringeren oder höheren Grad der Entfaltung des substantiell-geistigen Organismus voraus, und an jeder Stelle meiner Bücher, die von im geistigen Leben erreichbaren Erlebnissen handelt, zeige ich auch auf, was jeweils bereits erreicht sein muß, soll die nächst höhere Stufe des geistgemäßen Erlebens ersteigbar sein.
Der Schüler im Geistigen kann nach aufnahmebereitem Lesen meiner Schilderungen selbst genau erkennen, wo er steht, wobei er sich natürlich hüten muß, die Charakteristiken der jeweiligen Erlebensfähigkeit, die ich unmißverständlich gebe, zu seinen Gunsten umzumodeln.
In irdischen Dingen kann einer mitunter Grade der Vollendung vortäuschen, so, daß Andere glauben, er besäße sie bereits, — aber im geistigen Leben muß jeder Versuch, sich „emporzutäuschen”, erbarmungslos mißlingen, da ja der zu solcher Vortäuschung Bereite, nur — sich selber täuschen kann.
Die geistige Stufe, die er wirklich erreicht hat, ergibt sich allein aus seiner erlangten Erlebensfähigkeit im substantiellen ewigen Geiste.
Daß es sich nicht um „Stufen” oder „Grade” handelt, die etwa nach einer festgesetzten „Rangordnung” einmal für allemal starr bestimmt wären, sollte dem Suchenden außer Frage stehen.
Nachdem ich aber immer wieder sehen muß, daß man gar zu gerne die Stufen der Jakobsleiter „numeriert” sähe, und weil ich dabei einem Fehlverstehen auf die Spur kam, das unbedingt behoben werden muß, sei hier das Folgende gesagt:
Geistiges kann nur Geistigem „bewußt” werden!
Geistiges wird nur erlebt in der Vereinung, und was sich Geistigem vereinen will, muß selbst des Geistes sein.
Alles Nichtgeistige ist dem Geiste nicht „real”: — nicht „wirklich”!
(—Ich rede vom ewigen, substantiellen, allein wahrhaft unzerstörbaren, ewigen Geiste, — nicht von den Resultaten der Bewegungen verweslicher Gehirne!—)
Niemals könnte der Erdenmensch „in den Geist” gelangen, wäre er nur das, was an ihm auf Erden sinnenfällig in Erscheinung ist.
Nur weil er zugleich substantieller, ewiger Geist ist, kann er nach vollbrachter Vereinung Geistiges erleben, — kann er in sich selbst, als Geist vom Geiste der Ewigkeit, seiner selbst geistbewußt werden. —
Es ist dazu vonnöten, daß ein bestimmtes Verhalten, ausdauernd für lange Zeit, eingehalten wird.
In meinen Lehrtexten sind die verschiedenen Formen, in denen sich dieses Verhalten darstellen kann, genau beschrieben.
Zweck dieses Verhaltens ist in erster Linie: — die Gewohnheit, das Leben zu denken, statt es zu leben, mehr und mehr aufzuheben, und wirklich aktiv und bewußt leben zu lernen. —
Aktives Leben soll an Stelle des „Gedankenlebens” treten.
Vollkommen hat solches Streben seinen Zweck dann erreicht, wenn auch das Denken gelebt wird, nicht mehr nur: „gedacht”. —
Was hier gemeint ist, kann ich nicht deutlicher sagen, weiß aber wohl, daß sich Keiner, der noch gewohnt ist, sein Leben zu denken, auch nur schattenhaft vorstellen kann, was ich hier meine…
Das ist auch nicht notwendig, denn es handelt sich nicht um ein Vorstellenkönnen, sondern um das Lebenlernen!
Der sein Leben denkende Mensch glaubt in dem Denken: daß er lebe, und dessen, was er erlebt, sein Leben zu umfassen, — aber dem Denken ist das Leben nur Gegenstand, wenn auch der Gegenstand, der alle anderen möglichen Gegenstände des Denkens in sich schließt, — und das Leben ist für das Denken im gleichen Moment erloschen, in dem das Denken selbst erlischt.
Nun kann aber das Leben immerhin doch gedacht werden, und ungezählte Millionen kennen es nur im Denken, — aber niemals ist der substantielle ewige Geist im Denken erfaßbar, sondern nur im Leben: — im geschehenden, — nicht gedankenbedingten, — Erleben! — —
Während im Denken das Leben immer nur gedacht wird: — nur als Gedanke Realität aufweist, — bildet das wirkliche Leben des Lebens ein Geschehen in das man einverwoben ist.
Daher ist „leben lernen” die Aufgabe dessen, der „in den Geist” gelangen will, denn in den Geist gelangt man nicht im Denken, sondern durch ein erhabenes Geschehen, das nur dem erfahrbar ist, der dort, wo Andere zu leben denken, erfahrungsfähig im aktiven Leben wurde.
Dieses Leben-lernen wird nicht „mit einem Schlage” erreicht, und das Lebenkönnen kommt nicht über den Menschen wie eine „urplötzliche Erleuchtung”.
Es muß vielmehr erarbeitet werden!
Es ist ein „Lernen”, — wenn auch kein Lernen mit dem Verstand, — und wie jedes Lernen hat es seine verschiedenen Stufen, oder, wenn man bei dem Gleichnis des inneren Weges bleiben will, — seine verschiedenen Wegstationen! —
Um einen verstandesmäßigen Begriff des Aufeinanderfolgenden zu vermitteln, da doch der Suchende vorerst nur denkt und begreift, aber nicht lebt (vom passiven Gelebtwerden des Körpers, das man als „leben” bezeichnet, rede ich hier nicht!) haben zu allen Zeiten die „Meister” der Kunst des Lebens von aufeinanderfolgenden „Stufen”, oder nacheinander zu erreichenden Wegstationen gesprochen, aber niemals sollten dadurch starr bestimmte Lehrplanstufen, im Sinne einer Lehr-„Methode”, bezeichnet werden.
Man könnte statt dem Bilde des Weges, oder der Stufen einer Treppe, einer Leiter, auch das Bild des wachsenden Baumes wählen, an dem vielleicht klarer würde, wie sich bei dem Vorgang des Lebenlernens im Laufe der Jahre ein Wachstumszustand an den anderen reiht, — wie einer in den anderen übergeht. —
Ich kann natürlich das Wachstum des Baumes nach den verschiedensten Systemen einteilen, und ebenso das Vorangelangen beim Lebenlernen, — aber alle solche Einteilung mag zwar das Verständnis für das Allmähliche, Aufeinanderfolgende des Wachstums beim Baum, des Voranschreitens beim Lebenlernen, wecken, — kann aber jederzeit auch durch andere Einteilung ersetzt werden.
Der Vorgang des Vorangelangens wird in keiner Weise verändert, ob ich ihn nun in sieben, in achtundsechzig, oder zweitausend Stationen, Stufen, Grade, einteile! —
Man kann also nicht sagen: — „Der, oder Jener, steht auf der soundsovielten Stufe”, sondern nur: — „er steht wohl erst am Anfang, er ist schon ziemlich, oder schon sehr weit vorangekommen”. —
(Abzusehen ist natürlich hier von „Graden” im Sinne der Freimaurerei, oder ähnlicher Orden, in denen der erlangte „Grad” vergleichsweise dem erlangten militärischen „Rang” entspricht.)
Alles Andere ist Unsinn!
„Unsinn”, weil ohne wirklichkeitsentsprechenden Sinn!
Das scheint aber manchen meiner Schüler noch nicht überzeugend klar geworden zu sein, weshalb ich es nun so deutlich wie nur möglich dargelegt habe.
Ich trage hier keine Theorien vor, bei denen sich „B” aus „A”, und „C” aus „B” ergibt, sondern spreche aus eigenem Erleben!
Ich denke mein Leben seit vielen Jahren nicht mehr, sondern lebe es, — und ebenso lebe ich seitdem mein Denken!
Ich war durchaus nicht „bevorzugt” auf meinem Wege, sondern mußte das „Lebenkönnen” in unvergleichlich intensiverer und schwererer Art lernen, als das einem meiner Schüler möglich würde!
Es wurde mir wahrhaftig nichts „geschenkt”!
Auch gibt es bei diesem „Lernen” kein Ende, denn es fordert immerwährende Ausübung, sobald es „gelernt” ist.
Der Tod des Erdenleibes berührt diese „Ausübung” des „Gelernten” nur insofern, als danach dieser Leib nicht mehr gelebt wird, — wohl aber das von diesem Leibe gelernte Denken, das ein Mensch im ewigen Leben nur dann zugleich zu leben weiß, wenn er es hier im irdischen Leibe, durch den Leib, „gelernt” hat…
Wer es nicht „leben” lernte im Leib, der kann es auch nach des Leibes Tod nur träumend denken, wie er auch sich selbst noch lange Zeit — bis er das Geistige leben lernt — traumhaft denkt, wenn auch dieses Denken nicht mehr in einem Gehirn registriert wird.
Ich rede auch nicht umsonst von unserem substantiell-geistigen Organismus!
Ein „Organismus” ist mir etwas aus sich selbst Erwachsenes und im eigenen Leben Stehendes.
Der irdische Leib ist mir in meinem Sinne kein „Organismus”, sondern eine Kombination von Organen.
Ich weiß wohl, daß man auch in anderer Terminologie denken kann, und als ich noch mein Leben dachte, war sie auch die meine, — aber seitdem ich mein Denken zu leben vermag, kann ich sie nicht mehr brauchen…
Es mag aber jedem meiner Schüler unbenommen bleiben, sich alles, was ich ihm in den mir möglichen Worten sage, in seine eigene Redeweise zu „übersetzen”.
Ich meine: — man sollte das Wort nicht „lassen stahn”, sondern man soll es vielmehr wandeln und sich bewegen lassen! —
Aber ich werde hier meinem Schüler noch sagen müssen, weshalb ich leider in meinen Büchern auch recht viel von mir zu berichten habe: — weshalb ich mich immer wieder erwähnen muß, obwohl mir nichts schwerer ankommt, als mich im irdischen Leben auch nur genannt zu finden.
Daß ich also ganz gegen alle Lust und Neigung zu verfahren gezwungen bin, hat zweierlei Ursachen:
Erstens bin ich, zu meinem nicht geringen Leid, vom Geiste her verpflichtet, mich vor denen, die meine Worte lesen, quasi „auszuweisen”, ganz einerlei, ob mir das gefällt, oder nicht, und ohne Rücksicht darauf, wie ich die Art der Aufnahme meiner Mitteilungen durch Andere empfinden mag.
Ich bin, kurzweg gesagt, geistig in Pflicht, den Lesern meiner Bücher Einblick zu geben, auf welche Weise ich dazu gelangte, das niederzuschreiben, was ich niederschrieb.
Zweitens aber bin ich natürlich mir selbst das nächstgelegene und bestbekannte, sowie in allen Stücken bestkontrollierbare Erlebensfeld.
Da ich mich nun bis in die unwahrnehmbar winzigsten Neigungsfalten absolut frei weiß, auch vom leisesten Schimmer persönlicher, wenn auch noch so „unschuldiger” Selbstbetonungslust, sondern mich selbst, weit mehr wie jeden anderen Menschen, sachlich nüchtern zu betrachten gewohnt bin, so weiß ich mir auch am besten Rede und Antwort zu stehen, wenn es sich um Dinge handelt, deren Erleben mir vertraut ist, und die ich Anderen verstehbar machen soll.
Es wird kein Mensch, der mich auch nur einigermaßen kennt, den törichten Gedanken je erwägen können, ich würde mir etwa deshalb Material der Darstellung, weil es mir dabei in irgend einer Weise um meine, mir wahrhaftig nur in strengen Diensten stehende Person gehe.
Hätte ich Neigung zu persönlichem Selbstgenuß in eitler Eigenbespiegelung, dann wüßte ich ihn mir wahrlich auf mir wünschenswerte Weise zu bereiten, denn ich bin kein Asket, und die wunderliche Lust des Asketen, sich an dem zu freuen, was ihm Pein bereitet, ist mir fremd…
So, wie ich aber wahrlich sagen darf, daß ich nicht mich selbst suche in meinem Wirken, so muß ich doch auch sagen, daß mir nicht nur „das ewige Heil” meiner Schüler Motiv meines rastlosen Wirkens ist, sondern in gleicher Weise die Auslösung ihrer sichernden, zu jeglichem Aufbau in der Außenwelt nötigen Kräfte.
Scharf wird freilich der Schüler scheiden müssen, was ich um seinetwillen geistig zu wirken vermag, und was an alltäglicher Arbeit an sich selbst von ihm allein getan werden kann…
Das Leben im Geiste ist keineswegs dem Alltag feind, und so muß auch der Suchende nach geistiger Erlebnisfähigkeit, in allererster Linie seinem Alltag Genüge leisten lernen.
Man darf sich nicht durch die überspannten Phantasten aller Zeiten einreden lassen, der Geist der Ewigkeit sei nur dann erreichbar, wenn der Suchende aller erdenhaften Darstellung des Wirklichen den Rücken kehre.
Das Gegenteil von solcher Annahme entspricht der Wahrheit!
Wohl darf der Suchende sich niemals derart kurzkettig an die Erde verhaften, daß er sich nicht mehr zu „erheben” vermag, doch muß er jederzeit wissen, daß auch das Irdische von Ewigkeit umschlossen ist.
In der irdischen Außenwelt wird zwar nur das mehrfach umgewandelte, letzte Resultat, vom ewig Wirklichen ausgehender Kräfte — in der Reflexwirkung dieser Kräfte aufeinander — erfahren, aber damit ist dem Erdenmenschen keineswegs nur ein Schein und Schatten gegeben!
Alle irdische Erscheinung läßt sich für den seiner geistigen Sinne bereits Mächtigen zurückverfolgen bis zur Anschauungswende, von der an die alle Form wirkenden Urseinskräfte dann als ein substantielles Geistiges erlebbar werden.
So ist das Alleräußerste kontinuierlich dem Allerinnersten verbunden, wenn das „Äußere”, seiner Darstellungsform nach, auch der ewigen Starre: — dem absoluten „Nichts”, — schon zu nahe ist, als daß es jemals in das Allerfreieste, das in ewiger, unfaßlicher Bewegung verharrende „Innere” einzugehen vermöchte.
Da der Erdenmensch aber ein in das Alleräußerste verirrtes Inneres ist, so darf er auch nur dann hoffen, wieder seiner selbst als eines substantiell wirklichen Inneren bewußt zu werden, wenn er von dem Punkte ausgeht, auf dem er sich nun einmal findet, — also vom Alleräußersten: — von seiner eigenen leiblichen, und der dieses Erdenleibliche umgebenden „Aussenwelt”. —
Diese Außenwelt wird ihm, soweit es sich um sein eigenes Leibliches handelt, empfindungsbewußt, und alle Zustandsveränderung wird fühlend wahrgenommen.
Was aber außerhalb des eigenen Erdenleibes, diesen umgibt, gelangt nur insoweit zu einer Wahrnehmung im leiblichen Fühlen, als es eben dieses Leibliche beeindruckt, mögen die Einwirkungen kaum wahrnehmbar oder überaus heftig sein, — mögen sie das Gefühlsvermögen angenehm oder quälend erregen.
All dieses sinnenfällig Wirkende ist jedoch dem Fühlen nur für den jeweiligen Augenblick gegeben und wird sogleich durch neues Fühlen abgelöst, mag auch dieses Aneinanderreihen von Augenblicksinhalten zuweilen als konstantes Währen des Fühlens erscheinen, wie die unzähligen Projektionsbilder, die von einem Filmstreifen herrühren, als währendes Bild aufgenommen werden, solange in dieses Bild keine Bewegung der Darsteller oder anderer bewegungsfähiger Erscheinungen eintritt.
Für begrenzte Zeit, — im äußersten Falle bis zum Tode des Erdenleibes, — können sich dem Bewußtsein Erinnerungsbilder ehemaligen Empfindens der eigenen leibesbedingten Existenz, sowie des jeweiligen Gefühlswertes der sinnenfälligen Beeindruckungen durch die Außenwelt, erhalten.
Alle weitere Beziehung zur Außenwelt wird dem Erdenmenschen nur durch sein Vorstellungsvermögen, — aber die Produkte, die das Vorstellungsvermögen hervorbringt, sind derart dem menschlichen Willen — in seinem Aspekt als Glaube — unterworfen, daß der philosophische Irrtum auftauchen konnte, als sei „die Vorstellung” Schöpferin der außen weltlichen Erscheinungsformen.
Wenn sie das nun auch freilich gewiß nicht ist, sondern vielmehr das Resultat des Vermögens darstellt, sinnlich unerfaßbare Wirkungen der Ur-Seinskräfte in Bildform zusammenzufassen: — gleichsam Abbreviaturen komplizierter Geschehensabläufe, in einer, den menschlichen Sinnen angepaßten Formierung zu gestalten, — so bildet doch die Welt der Vorstellung auch keineswegs die wirkliche, den physischen Sinnen zugängliche Welt.
Wie tiefgründig verankert dem Einzelnen seine Vorstellungswelt auch erscheinen mag, so wird es doch für ihn zuweilen Momente geben, in denen er sich vor der Erkenntnis findet, daß er noch sehr weit davon entfernt ist, die seinen physischen Sinnen mögliche Aufnahmefähigkeit vollständig in Gebrauch genommen zu haben. —
Die Welt der Vorstellung ist aber unstreitig die für den Einzelnen maßgebende Welt, einerlei, wie wenig sie der Welt entspricht, die ihm bei gänzlicher Ausnützung der Möglichkeiten seiner Erdensinne erfaßbar werden könnte.
Nun ist aber diese, für das menschliche Handeln so folgenschwer bedeutungsvolle Welt der selbsterzeugten Vorstellungsbilder ein sehr variables Gebilde, das nicht nur durch eigene Einsichten und Erfahrungen beeinflußt wird, sondern gleichzeitig auch durch die Vorstellungswelten der Anderen.
So bilden sich denn Menschengruppen aus vielen Einzelnen, die ihre Vorstellungswelten sehr weitgehend einander angeähnelt haben, und aus der Feststellung solcher Ähnlichkeit wird den Einzelnen ein scheinbar „schlagendes” Argument für die „Richtigkeit” ihrer Vorstellungsbilder, obwohl diese vielleicht nur Karikaturen der Welt sind: der Welt, die unverblendeten physischen Sinnen wahrnehmbar ist.
Der Schüler im Geistigen wird also nicht nur immer wieder sein eigenes Vorstellungsweltbild zu überprüfen haben, sondern auch das der Gruppe, zu der er im Verlauf seiner Lebensumstände hinfand, — oder auch der, viele Untergruppen oder „Parteien” umfassenden Volksgruppe, in die er sich hineingeboren weiß.
Da die Forderungen des Geistes die gleichen bleiben, ob es sich um den Einzelnen, oder um eine „Masse” Einzelner handelt, so kann man nicht als Einzelner den Forderungen nachleben, deren Erfüllung Voraussetzung sind für Jeden, der „in den Geist” gelangen will, — und gleichzeitig, ohne klaren Vorbehalt, dem Vorstellungsweltbild einer Gruppe dienen, deren Äusserungsformen automatisch den inneren Weg in den Geist verbauen.
Es ist eine wahnwitzige Verkennung der Universalität des substantiellen, ewigen Geistes, etwa zu glauben, man könne „in den Geist” gelangen, während man noch irgend etwas, das dem Geiste zugehört, mißachtet, oder gar mit Haß verfolgt!
Da aber alle Erdenmenschheit latentes Geistiges in sich birgt, so ist sehr sorglich zu unterscheiden zwischen der strikten Ablehnung dieser oder jener, im Tiermenschlichen verankerten Meinung oder Haltung, und der überheblichen Abschätzung anders Meinender, handle es sich nun um Einzelne, um Gruppen, Völker, oder Rassen. — —
Daß ein Hegen von Haßgefühlen „geistestaub” und „geistesblind” macht, wird leicht verstehbar sein. —
Wohl soll die Fähigkeit, Haß empfinden zu können, nicht etwa ausgerottet werden, denn mit ihr wäre auch die Fähigkeit, urgeistige, ewige Liebe zu empfinden, ausgerottet, — aber die aufkeimende Empfindung des Hasses darf nicht gehegt, sondern nur „konstatiert” werden, wonach für den Schüler im Geistigen die große Tat beginnt, den eben in seiner ganzen Wucht in sich vernommenen Haß — in Liebe umzuwandeln, deren Gegenpol er ist, als Äußerungsform einer und der gleichen Kraft…
Wo also Haß — gegen Einzelne, gegen Parteigebilde, oder gegen andere Völker gehegt wird, dort ist für den Schüler des Geistes keine Entfaltungsmöglichkeit, und er möge füglich den ihm dargebotenen, oder bereits eingenommenen Platz einem überlassen, der nicht über seine mehr oder weniger emporgezüchtete Tiernatur hinaus will! —
Welcherlei Einflüssen der Außenwelt ein Suchender aber auch gegenüberstehen mag, — er muß stets dessen bewußt bleiben, daß ihm nichts in dieser Außenwelt den Weg in den Geist ungangbar machen kann, solange er in genauer Befolgung den Ratschlägen nachlebt, die ich ihm überreichlich in meinen Lehren dargeboten habe.
Aber auf das „Nachleben” kommt es an, — nicht auf das Gutheißen und dafür Schwärmen!
Das Nachleben meiner Lehren bedingt aber, daß der Schüler zum allerersten: Ordnung schaffe in Bezug auf seinen ganz persönlichen Alltag. —
Erst wenn da alles „im Reinen” ist, — in allen Stücken und in jeglicher Beziehung, — hat sich der Suchende das Recht erworben, weiterstreben zu dürfen, und erst dann ist auch seine Erwartung berechtigt, daß er das ihm auf Erden Erreichbare im Geiste, auch wirklich während seiner Erdenlebenszeit erreichen werde.
Die sehr verbreitete und beliebte „Großzügigkeit”, die da glaubt, im Streben nach dem Geiste alles Alltägliche als Bagatelle behandeln zu dürfen, ist sehr vom Übel!
Mag auch eine Sache an sich wirklich „Bagatelle” sein, so ist doch nie und nimmer Bagatelle, ob sie geistgemäß behandelt wurde, oder nicht. — —
In einem Gleichnis der Evangelien wird dem getreuen Haushalter gesagt: „Da du Weniges getreu verwaltet hast, will ich dich über Vieles setzen!”
Was da gleichnishaft geformt ist, betrifft aber eine der wichtigsten Forderungen des Geistes!
Wer es nicht dahin bringt, daß er in seinem vergänglichen irdischen Leben bereits sich so zu verhalten weiß, daß sein Denken, Reden und Handeln vom Geiste her anerkannt werden kann, der hat noch nicht begriffen, wozu ihm die Außenwelt zu dienen vermag, und all sein Streben nach urgeistigem Bewußtwerden kann ihm nichts nützen.
Wer aber hier in seiner Alltagswelt auch die kleinste Entscheidung zum Handeln, — und werde sie auch in äußerster Eile von ihm verlangt, — mit aller Selbstverständlichkeit in solcher Weise trifft, als sei sein ewiges Heil nur von dieser einen Entscheidung abhängig, der steht dem geistigen Bewußtwerden schon viel näher als er ahnt, und selbst wenn seine vererbten Anlagen einer vollen Entfaltung hier in seinem Erdenleben entgegenstehen sollten, geht er doch als ein Bewußter in die Ewigkeit ein! —
Weniges ist im Verlauf der Menschheitsgeschichte — auf allen Weltteilen und jeder Kulturstufe — derart mißverstanden worden, wie die in jedem Erdenmenschen mehr oder weniger regsame Erahnung des substantiellen, ewigen Geistes im eigenen menschlichen Selbst!
Verführt durch platte gedankliche Schlußfolgerung, meinte und meint heute noch der dem Geistigen suchend Zugewandte, es müsse das alltägliche, physisch-sinnlich zu erlebende Dasein dem Geiste gewissermaßen greuelhaft und ein Abscheu sein.
Aus solcher Meinung glaubt man sich berechtigt, folgern zu dürfen, daß es unmöglich sein müsse, in den Geist zu gelangen, wenn nicht das erdenhafte Alltagsleben verachtet, und wie eine arge Schmach und Schande betrachtet werde.
Bis auf den heutigen Tag kann man die Wenigen leicht zählen, die über solche hemmende Überlieferung hinausgelangten und alsdann erkennen lernten, daß der Weg in den ewigen, substantiellen Geist mitten im zeitlichen, scheinbar so nichtigen Alltag beginnt…
Es kann aber Niemand Schüler geistiger Schulung sein, der sich nicht zu solcher primären Erkenntnis durchzuschlagen weiß!