Worte des Lebens:

Friede

Nach Frieden verlangt deine Seele, – nach jenem Frieden, den die Welt nicht geben kann!

Aber nur nach furchtlos bestandenem Kampfe wird dir dieser Friede werden, nach dem du vergeblich verlangst, solange du Scheu trägst, dich vorher in den Kampf zu wagen. – – –

Doch kehrst du als Sieger zu dir selbst zurück, so wird wahrlich nichts mehr deinen Frieden stören! – – – – –

Viele wähnen, wenn ihr Kampf beendet sei, so hätten sie den Frieden erlangt.

Töricht ist solches Wähnen, denn des Kampfes Ende kann dir zum Verderben werden, solange du noch  nicht erkanntest, dass kein Kampf beendet werden darf um der Erlangung des Friedens willen! – –

Noch keiner hat jemals den wahrhaften Frieden sich erkämpft, der nicht den Willen in sich trug, den Kampf nur als Sieger zu beenden!

Sehnsucht nach Friede ist eine grosse Verführung, und wehe dem, der solcher Verführung erliegt!

Sie macht ihn zu wehrloser Beute seiner unsichtbaren Feinde und lässt ihn schutzlos zum Opfer ihrer Willkür werden, dort, wo selbst siegloser Widerstand ihm noch der Feinde Waffen in eigenen Dienst gezwungen hätte…

Darum, wenn du den Frieden willst, lass’ dir den Mut zum Kampfe nicht rauben, und höre nicht eher zu kämpfen auf, als bis dir deine inneren Feinde selbst den Frieden bieten! – – –

Erst dann wirst du dich wirklich deines Friedens freuen! –

Vorher wird dich deine Kampfesmüdigkeit nur zu scheinbarem Frieden verleiten, und was du dann so erlangt zu haben glaubst, wird dir nur die Wahl noch offen lassen: entweder dauernd deiner Feinde Höriger zu werden, oder den neuen Kampf zu suchen, in dem du dann vielleicht also zu kämpfen weisst, dass dir der Lorbeer des Siegers werden mag…

Man hat dich gar oft schon falsch beraten und dir gesagt, dass jeder, der zu mir gelangen wolle, nur den Frieden suchen müsse. – –

Ich aber will wache Kämpfer und ein Friede, der nicht als reife Frucht des Kampfes vom Baume des Schicksals fällt, ist mir verächtlich, und wahrlich vor mir nur Torheit, denn eher könnte ich dich noch erretten, wenn du im Kampfe unterlegen wärest, als so, wo dein Mangel an Mut dich das Feld des Kampfes verlassen liess. – – –

Die Helden des grossen Kampfes, denen ich zum ewigen Frieden wurde, wussten zu kämpfen bis zum letzten Tropfen Blut, der noch in ihren Adern war, und wahrlich: sie haben den Sieg erfochten, auch wenn es oftmals scheinen mochte, als  seien sie nur ihrer Kämpfe Opfer. – – – – – –

Nicht anders aber will ich auch dich einst siegen sehen!

Nicht anders sollst du in mir den ewigen Frieden finden! – – –

Friede heisst mir die Sicherheit dessen, der sich die Sicherheit erkämpfte, dass nichts mehr ihn zum Kampfe laden könne!

Friede ist nur jene Ruhe in sich selbst, die aller inneren Kämpfe Preis und entflammendes Kampfziel bildet!

Friede ist Freiheit vor jeder Not des Zwanges zu neuen Kämpfen!

Friede ist mir die errungene Macht über alles, was ehedem Feind und Gegner hiess!

Wer solchen Frieden in sich selber fand, der nur allein kann in mir seinen ewigen Frieden finden! – – –

Ihm will ich der Hort seines Friedens sein! – – – –

Ihm wird in mir der Friede werden, den «die Welt» nicht geben kann, – der Friede, der nur jenen wird, die in sich selber siegend, endlich mich zu erkämpfen wissen! – – – – – –