Die Ehe:

Von der Ehe hehrer Heiligkeit

HEILIG, dreimal heilig, die Vereinigung von Weib und  Mann zu  eng verschmolzener  Gemeinsamkeit des Erdenlebens! –

 

Heilig der Geschlechter Inbrunst, sich zu einen! –

 

Heilig das Mysterium des Zeugens und Gebarens! –

 

Heilig  das unsichtbare Band,  das längst Gewordenes  vereint,  auf daß  es  neuem Werden eine  Stätte schaffe! – – –

 

Glückselig Mann und Weib, die solches fassen, und sich  in liebender Vereinung zu erkennen wissen, so  wie der Ursprung  alles Seins als  „Mann” und „Weib”  sich selbst erkennt, in ewiglicher Liebeseinung! – – –

 

Glückselig ist das Haus, das Gottes hehrster Tempel hier auf Erden wird, da eine wahre Ehe sich in ihm vollzieht, geschlossen  vor dem  Angesicht  der Ewigkeit,  von   Menschen,  die  um ihres Menschtums hohe Würde wissen! – – –

 

Was hier Erfüllung findet, ist geheimnisreiches Wunder,  Wenigen auf dieser  Welt nur kund, und denen selbst verborgen, die es wirken! – – –

 

 

Wie  so unsagbar  töricht  klingt es meinen  Ohren, –  wie aller Weisheit wüstenweit entfernt, – so man mir von „Vollendung” reden möchte, dort, wo  sich Mann und Weib auf ihren Lebenswegen meiden, um der  vermeintlich  höheren Entfaltung  ihrer  Seelen willen! – –

 

Teilgestaltung  wähnt  Vollendung sich zu schaffen, – jeder Ahnung bar, daß sie ihr nur erreichbar wäre in Verschmelzung mit dem anderen, einst im Geiste ihr vereinten, nur hier im Erdendasein körperlich von ihr getrennten Teil! – –

 

Beklagenswert  vielmehr  der Mann, beklagenswert das  Weib auf dieser Erde, wenn es dem  einen Teile hier in seinem Dasein nicht gelingt, den ihm  gemäßen anderen Teil zu  finden,  mit dem vereint er  erst ein Ganzes bilden würde, er-gänzt in  dem,  was  seines Einzelpoles Eigenschwingung ihm  nicht geben kann! – – –

 

Beklagenswert,  wie manches  Andere in dieser Erdenwelt, das gleicherweise sich behindert findet, die Entfaltung wirklich zu erreichen,  zu  der latent die  Möglichkeit  sehr wohl gegeben wäre…

 

Oft bietet Sehenden in solchen Fällen sich der Anschein dar, als wolle selbst Natur sich dieser  armen,  auf ihr unerlöstes,  halbes  Menschtum nur Verwiesenen  erbarmen,  indem  sie  ihre schöpferische Phantasie erregt, sich irgend ein Idol des anderen Geschlechts im Außerweltlichen zu schaffen, das den auf Erden hier vermißten Ausgleich durch den körperlichen Gegenpol, auf kümmerliche Weise dann ersetzt. – –

Wer die Geschichte der Ekstase und der Mystik kennt, wird unschwer Beispiel hier auf Beispiel häufen  können…

Gewiß wird dann das so Erlebte umgedeutet und als sublimste  geistige Erfahrung aufgewertet, allein, was solcherart  erfahren werden  kann,  ist immer nur aus körperlicher Regung und Erregung zu erklären! – – –

 

 

Kein Mensch der Erde – mag er Mann sein oder Weib  – der körperlich zur Ehe tauglich, und nicht durch unerbittlich hartes Schicksal oder unbehebbar schweren Grund von ihr sich  ausgeschlossen  sieht,  wird hier auf Erden schon sein Geistiges in letzter Klarheit zu erleben fähig, solange  er aus freien Stücken den realen, hier naturgegebenen Ausgleich der Geschlechter  flieht! – – –

 

Hier ist nichts „abzuhandeln”, nichts zu drehen und zu deuteln!!

 

Keiner derer, die sich selbst auf Erden zu „vollenden” wähnen,  und die Ehe als Behinderung im Vorwärtsschreiten, oder gar als etwas zu Vermeidendes betrachten, kann sein Ziel erreichen, – sei es, daß nur verkappte  Eigensucht ihn zu verblenden weiß, – sei es, daß „religiöser” Wahn ihn zu dem irren Glauben führt, – hier, wo die Gottheit sich  zutiefst  zu ihm  herabneigt, müsse er sich vor des „Teufels” Schlingen hüten, um einer „Heiligkeit” teilhaft zu werden,  die nur als tolle Ausgeburt phantastischer Asketenhirne Scheindasein genießt, und  leider  hier in dieser Scheinwelt wahrlich  unheilbringende Verehrung fand, ja stets noch findet! –  

 

 

Dem Wüstling wird  das heiligste Mysterium des Menschen nur zum Anlaß, Nervenreiz zu schaffen, und in Befriedigung des Reizes: Lust zu suchen.

 

Er ist ein  Verirrter,  der die Würde seines Menschtums nicht erfühlt, und Heiligstes mit Schmutz besudelt!  – 

 

Verirrte  aber sind nicht minder  alle jene, die  auf dem Wege  zur Vollkommenheit vorangelangen wollen, ohne zu erkennen,  daß sie des Gegenpols bedürfen,  sollen  sie ein  Ganzes  werden!  –

 

Verirrte sind die töricht Überheblichen, die  gar in  ihrer  Ehelosigkeit Gewähr zu haben glauben, daß sie auf dem rechten Wege seien, und die sich hoch erhaben wähnen, weil sie, – vermeintlich um des „Himmelreiches” willen, – auf der Ehe Einung mit dem anderen Geschlecht verzichten!– –  –

 

 

Wohl kann zwar auch  der Ehelose seinen  Weg zur  Vollendung wahrlich allein durchmessen und  sein höchstes Ziel auf seine  Art dereinst erreichen, auch wenn ihm während seiner Erdentage niemals die Erfüllung werden kann, die nur die Ehe ihm erreichbar machen würde. – – 

 

Stets kann  er nur als Teil sich Teilvollendung zu erringen suchen, und wird im Erdenleben nie zu jener Klarheit kommen, die nur erreicht wird, wo der Mensch die neue Einheit eines Ganzen, – aus Männlichem und Weiblichem vereint, – in einer wahren Ehe schuf. – – 

 

Doch wird der Ehelose dann nur sich auf seine Weise Teilvollendung schaffen können, wenn wirklich Gründe, die nicht Menschenwahnwitz erst ergrub, vor Gott  die  Ehelosigkeit  als  nicht gewollt bezeugen! – –

 

Weit seltener jedoch als Wahn es will,  sind solche Gründe vor dem Urteil Gottes aufzufinden…

 

Keiner möge sich auf sie berufen, der  nicht in tiefster  Einkehr mit sich  selbst zu Rate ging, und nicht gewiß  ward, daß  er  Gottes  Stimme, in  der  Stille ruhevoller Selbstversenkung, hörte! – – 

 

Keiner aber möge andererseits Vereinigung mit einem Gegenpole anderen Geschlechts nur aus Begier erstreben, und bevor er in sich  selber sich  belehrt fand, daß solche Einigung nur  dann ihm Heil verheißt, wenn er sich  willig weiß,  allein für sie die ewige  Verantwortung zu tragen, – ganz  einerlei, ob auch der andere Eheteil sie für sich selber tragen will, oder von solcher Pflicht nichts ahnen mag! – –

 

 

Der Irrwahn ist alt, daß: „heiraten gut” sei,  „nichtheiraten” aber „besser”, – und der – vor solcher Torheit nicht geschützt – ihn erstmals aussprach, hatte wahrlich hohe Einsicht in gar manche geistige Verborgenheiten, so daß hier geistiges Gewicht von ungeheuerlicher Schwere seitdem auf den Gewissen aller Nachgeborenen lastet…

 

Es ist an der  Zeit,  daß endlich hier der Wahn des Weisen seine Macht verliere!

 

Es ist an der Zeit, daß endlich nun die Ehe, die  man als  „Sakrament”,  zu deutsch: – als  Mittel, seine Heiligung sich zu erwirken, – betrachtet  sehen will, obwohl man Ehelosigkeit  als unvergleichbar „heiligmäßiger” erklärt, der Schändung enthoben werde, die darin ausgesprochen ist, daß man: – das reife Weib, dem höchstes, heiligstes Erfüllen seines Weibtums  fremd  bleibt, höher stellt, als jede  Frau die  ihre Mutterwürde zu erlangen wußte, – den sterilen Selbstling  aber, der seine Manneskraft in sich verzehrt und seines Blutes Wert der Erde raubt, im Wahn befangen, über jeden Mann zu stellen sucht, der hier auf Erden Vater neuen Lebens wurde! – – –

 

Es ist wahrhaftig an der  Zeit, daß sich die  Ehe  ihres Heiligsten zu wehren wisse, wenn man den Zeugungsakt: „Befleckung” nennt, so daß  man sich nicht scheut, der alten „Heiden” Wundermär zu übernehmen, um die Geburt des Gotterhabensten der Menschen, nach alter Mythen  Weise, einer  „Jungfrau” zuzuschreiben, – nicht ahnend,  daß die alten  Mythen  von  der  Gottgeburt im Menschenherzen  tiefverhüllte Kunde geben, – der Geburt des „Gottessohnes” in der Seele, die nur der  Gottesgeist befruchten kann…

 

Hoch aller Ehrung würdig ist wahrhaftig jene Frau,  die  Mutter  eines Sohnes werden konnte, dessen lichte Lehre aller Welt das Heil bereiten würde, wollte  man nach ihr zu handeln sich bequemen, soweit man sie noch wahrhaft  kennt!  – 

 

Allein, nicht minder sollte man den Vater eines  solchen Sohnes  ehren,  denn: wer den Sohn hier sieht, der sieht auch den, der ihn erzeugte, da Bluteserbe sich bereits  im Dasein  finden muß,  bevor es Erbe werden kann! – – –

 

Hier ist die Ableugnung der Zeugung aus des Vaters Blut nur Ausdruck jener Mißachtung, die anderenortes auch die Ehelosigkeit für „heiligmäßiger” erklärt, als Ehe! – – –

 

 

„Ehe”  heißt  mir  freilich  nicht: ein dumpfes, triebversklavtes Beieinanderleben, um gegenseitig seiner  Sinne trübe Glut zu  löschen! – – 

 

„Ehe” heißt mir nicht die Mischung der Geschlechter, die im Kinde nur das Übel sieht, das ihre  Lust bedroht! – – 

 

„Ehe” aber ist auch nicht:  die unverantwortliche Zeugung  neuen Lebens, dem die Bedingungen  zu segensreicher Selbstentfaltung nicht gegeben werden können! – – –

 

 

Wahrhaftig: es gibt auf dieser Erde keinen Lebenszustand,  der mehr Beherrschung seiner selbst, mehr Mitempfinden mit dem Anderen, mehr Verantwortungsbewußtsein    fordern würde, als die rechte Ehe! – – –

 

Nur, wer hier alle hohe Forderung erfüllt, darf hoffen, daß er auch das Glück der Ehe finde, das doch so viele suchen, und so wenige  erfahren, da es die allermeisten heischend – als ihr „gutes Recht” – erlangbar glauben, statt einzusehen, daß es der Mensch – wie  alles Glück – sich selber auferbauen, sich selber schaffen muß! – – –

 

 

In diesem Buche wird nunmehr von dem die Rede sein, was wahre Ehe ist, und was sie fordert.

 

Ich werde zeigen, daß es zwar unbeirrbare Bereitschaft, geschulten Willen und erzogene Kraft verlangt, die Ehe, wie sie  sein muß,  aufzurichten, – daß es jedoch viel leichter ist, die wahrhaft gute Ehe und ihr Glück zu schaffen, als die vielen unglücklichen Ehen glauben machen möchten…

 

Für alle, die  noch vor der Ehe stehen, möge  das  Folgende zur Vorbereitung dienen.

 

Die längst in  einer Ehe  leben, sei sie nun glücklich, oder getrübt, – mögen aus  meinen Worten wählen, was ihnen  noch nützen kann!

 

Wer aber vor der furchtbar ernsten Frage keinen Ausweg sieht, ob er die Ehe, die er einst in froher Glückserhoffung schloß, nun lösen  soll,  da alle Glückes-Möglichkeit ihr längst erstorben scheint, der frage sich nach der Lectüre  dieses Buches, ob er zu solcher  Lösung wirklich sich berechtigt weiß, und ob  er  die Verantwortung dafür auch vor dem Angesicht der  Ewigkeit noch tragen will?! – – –

 

Gewiß soll unrettbar Zerrüttetes nicht jedem neuen  Glück im Lichte stehen bleiben!

 

Gewiß soll man in einem Lebensbunde, der Enttäuschung an Enttäuschung reihte, und nun Tag  für Tag nur Gram und Unheil schafft, nicht bis zum letzten Fluch verharren!

 

Allein: – gar manche Ehe wurde unter Menschen  schon  gelöst,  obwohl sie keineswegs  vor  Gott  die  Schäden zeigte, die zur Lösung die Berechtigung gegeben hätten…

Gar oftmals hätte  ernster  Neubeginn  der Ehe, auch zu neuem und nun dauerbaren Glück den Grund gelegt, wären  nicht vorschnell alle Brücken zueinander abgebrochen worden, da man  bereits nach neuem  Glück  an eines anderen Menschen Seite schielte. – –  –

 

Wer da hören will, und fühlt, daß  es ihn angeht, – möge  hören!

 

Der aber der Ehe fernbleiben muß, –  sei es nun  Schicksal, daß  sie ihm versagt bleibt, oder werde er durch Pflicht  gezwungen, ehelos  zu bleiben, weil er  Verantwortung für eine Ehe niemals  tragen könnte, – – der  lege dieses  Buch zur Seite, denn nicht für ihn ist  es geschrieben worden!  –  

 

Ich  schreibe hier für Menschen, die durch keinen unabänderlichen und vor  Gott gegebenen Grund behindert werden, die Vollendung in der  Einheit einer Ehe zu  erstreben. –  

 

Nur diesen  gilt, was  hier zu Worte wird!

 

 

Wohl  sind mir auch die Truggespenster irren Fühlens  sehr bekannt,  die an dem Heiligtum der Ehe rütteln wie an altersgrauen Mauern, die man stürzen  müsse, wolle man  den Weg  zur Freiheit finden.

 

Hier aber ist nicht eindringlich genug zu warnen,  vor verhängnisvoller Täuschung!

 

Aus  wilder  Herdengemeinschaft, in der sich – kurz und derb gesprochen – jedes Weib noch jedem Mann ergeben mußte, der es zu bezwingen fähig war, führte  unsagbar  weiter  Weg  den Erdenmenschen endlich zu dem hohen Tempel in der Geisteswelt, der einen Mann dem einen Weibe eint. – – –

 

Die Tierheit  ward dem  Geiste Untertan, auch wenn sie sich noch immer sträuben mag, ihm willig zu gehorchen.

 

Und wenn es auch noch heute Millionen gibt, die nicht auf solcher Stufe stehen, – wenn  auch noch  ganze  Völker in dem  Weibe einzig  die Gebärerin und das Gefäß der Lust erblicken, oder gar das Arbeitstier, das man erhandelt wie das liebe Vieh, so daß die  Anzahl Frauen,  die der Mann „besitzt”, zum Zeugnis  seines Reichtums wird, wie seine Herden auf der  Weide, – so ward auf höherer Stufe doch auch längst erkannt,  daß nur die Ehe, die das eine Weib  dem einen  Mann verbindet,  geistig-göttlichem Gesetz entspricht. – – 

 

Wehe  denen, die in  unbezähmter Gier die eigene Ehe unterwühlen, – nicht fähig, einen Menschen anderen Geschlechts zu sehen, ohne seiner zu begehren! – – 

 

Man nenne es nicht „Zufall”, sondern fühle einen Willen hier am Werke, wenn die  von jeder  anderen Geschlechtsvermischung  sorglichst  reingehaltene Ehe, aus  dem Geschlechtsverkehr her, unerreichbar bleibt für jene fürchterliche Seuche,  die aus kurzer Augenblicke  unbezähmter Lustgier:  Fluch und Unheil  über   Generationen bringt! – – –

 

Hier zeigt Natur mit aller Deutlichkeit, was sie, auch schon von sich aus, von dem Erdenmenschen  dieser Tage  fordert!

 

Wer es auch sei, und welche Gründe ihn bestimmen mögen, – :  der Mensch, der an  der Ehe, die das eine Weib dem einen  Mann verbindet, freventlich  zu rütteln wagt, indem er solcher Ehe Bindung und Verpflichtung nicht beachtet, ladet schwerste  Schuld auf sich: versündigt sich an aller Erdenmenschheit, und schafft kosmische Verwirrung, – –  ganz  abgesehen  von der ungeheuerlichen Schändung eines Tempels, der dort,  wo eine Ehe sich  vollzieht, im reinen, wesenhaften Geiste aufgerichtet wurde! – – –

 

Nur hohe  Gnade kann  den so mit Frevelschuldbeladenen Verbrecher an der Ehe noch entsühnen, und nur: wenn selber er die Sühne sucht!  – 

 

Doch, nicht viel kleiner ist auch jene Schuld,  die jeder auf sich bürdet, der sich vermißt, hier eine Form zu sprengen, die ihm „überlebt” erscheint, da er sie  nicht mit wahrem  Leben  zu erfüllen  weiß! – – 

 

Vergeblich bleibt auf dieser Erde alles Streben, etwa eine neue, bessere Form der Einung der Geschlechter zu gestalten, denn: – was  die Menschheit  in der Ehe eines Mannes mit dem einen Weibe zu erringen wußte, gründet in der Gottheit innerster Gestaltung! – – –

 

Wer hier  zerstören will, was hohe Einsicht auferbaute, der ist sich nicht der Folge  seines Tuns bewußt! – – –

 

Ein Sanktuarium des Geistes würde so vernichtet, an dem Jahrtausende die Weisesten  der  Erde  bauen  sahen! – – –

 

Es  müßten  kommende Jahrtausende vergehen,  sollte  es  dereinst  erneut errichtet werden, so dies möglich wäre, läge es in seinen Trümmern! – – – –