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Vom rechten Gottesdienst

Unzählige Arten der Gottesverehrung hat der  Menschengeist im Laufe  der  Jahrtausende ersonnen und je nach seiner Vorstellung von „Gott” fand hier jede menschliche Empfindungsmöglichkeit ihren Ausdruck,  von wildester  Roheit  bis  zur erhabensten Geistigkeit.

 

  Allen diesen Arten der Gottesverehrung lag und liegt aber der anthropomorphe Gedanke zugrunde, als ob „Gott” des Dienstes der Menschen bedürfe, — als ob dieser Gott vom Menschen erwarte, daß er ihn  bediene, — wie das tote Götterbild den Dienst des Menschen braucht, soll es das  Leben in  Phantasie und  Unterbewußtsein  seines Dieners  nicht verlieren.

 

Wohl sind  die  höheren Arten  solchen Gottesdienstes dazu angetan, das Gemüt des  Menschen zu  befruchten  und zu erheben, oft  tiefste  Schächte  urgeistigen Empfindens aufzureißen, in Kultusformen Symbole erhabenster Erkenntnis zu schaffen, und  dennoch  ist das alles  nur — Menschendienst, nur aus dem  Bedürfnis des Menschen heraus entstanden, seinem eigenen Geiste Anregung zur Erhebung zu bringen, sich selbst in kultischen  Formen das eigene Verhältnis zum erträumten, erahnten, geglaubten oder schon erkannten Weltgrund deutlich zu  machen.

 

All  das  mag  dem Menschen stärkste Förderung werden auf seinem Wege in die geistige Welt, aber es bleibt Dienst an der eigenen Seele, wird nur fälschlich als „Gottes-Dienst” bezeichnet, ist  nicht der „rechte Gottesdienst”, von  dem ich  hier rede.

 

 

Dieser rechte Gottesdienst ist  kein Bedienen der Gottheit, kein Kult, in der Meinung zelebriert, damit der Gottheit schuldigen Tribut  zu entrichten, sondern ein freiwilliges  Darbieten aller Kräfte  und Fähigkeiten des Menschen, damit sie Diener  des  göttlichen Willens werden,  auf daß  sie bedingungslos sich  der Lenkung des  lebendigen  Gottes in des Menschen eigener ewiger  Geistigkeit  unterordnen, — eine Erlösung aus  dem Chaos  wilder Wünsche, ein Kristallisationsprozeß,  bei dem jedes Kräfteatom sich der ewigen kosmischen Gestaltungskraft überläßt, um so an seine geordnete Stelle zu gelangen.

 

  Mag der Mensch auch in äußeren Kulten seine Erhebung suchen, mag auch die Seele tief  innerlich berührt durch  kultische Handlung sein, so wird doch wirkliche Vereinung der Seele mit der Gottheit nur gefunden  durch solche Hingabe aller Kräfte des Menschen in ihre Hand.

 

 

Hier wird eine „Dienstbarkeit” gefordert, die allein zu höchster Freiheit zu führen vermag, ein Dienen, das zum Herrschenlernen in sich selber leiten soll, ein Unterordnen, um alles Niedere dem Höchsten anzugleichen, damit es im Rhythmus dieses Höchsten zu schwingen vermag, und so erhalten bleibe durch alle Äonen ewigen  Lebens. —

 

Dieses Erhalten der Individualität, der Bewußtseinsfülle, über den Tod des Körpers hinaus, aber durch ihn nicht berührt, durch alle Ewigkeiten hindurch, — dieses In-Gleichklang-Setzen  aller  Kräfte mit dem ewigen Gottesfunken, um den herum sich alles  Bewußtsein  geordnet kristallisieren soll, ist ja dem Wissenden der Endzweck allen  richtigen  geistigen Strebens des Menschen auf dieser Erde.

 

Was nützen alle okkulten Künste und seien  es auch die erstaunlichsten Fakirleistungen, da sich alles das doch nur auf diese physische Erscheinungswelt bezieht, die uns  als solche verläßt, sobald das Gehirn des  menschlich-tierischen Körpers nicht mehr als Empfindungstransformator zur Verfügung steht?

 

Was nützt alle hellseherische Begabung, da sie doch bestenfalls nur die sonst unwahrnehmbaren Bilder der astralen terrestrischen, gemeinhin physisch unsichtbaren „Aura” dieses Planeten  erkennen läßt, und den Hellseher  nur  gröblicher Täuschung  unterwirft, wenn er  zu der Meinung verleitet wird, was er sieht, sei bereits den Welten des reinen Geistes nahe, oder gar diesen Welten innewohnend?

 

Was  nützt alles verstandesmäßige Erkennen, alles Wissen über die Welten des Geistes, wenn doch alles das mit dem Fortfall der Gehirnfunktionen lautlos in Nichts zerstäubt und nie mehr im seelischen Bewußtsein gefunden werden kann, falls dieses seelische Bewußtsein  nicht  vorher, noch während es das Gehirn zur Verfügung hatte,  den ewigen  Willen zur Einigung mit seinem lebendigen Gott, seinem göttlichen  Geistesfunken im innersten Innen, erreichte?

 

 

Diese  Einigung aller Seelenkräfte,  aller Empfindungsmöglichkeiten,  auch der durch  den Körper  allein  gegebenen, im allerinnersten  „Ich”, — in der höchsten  Region  inneren Fühlens,  die  allein die Gottheit erreicht und sie  eben nur  im Menschen selbst, als den  in ihm  lebendigen Gott erreichen kann, — ist die einzige geistige  Aufgabe des  Menschen, die sich  wirklich aller Anstrengung wert  erweist.

„Das  Himmelreich leidet Gewalt, und nur  die Gewalt brauchen, reißen  es  an sich!”

 

Wahrlich,  es  braucht  „Gewalt”, alle störenden Einreden des nur auf die physische Welt und auf die aus ihr abgeleiteten Spekulationen  beschränkten Verstandes abzuweisen,  damit die  innere Stille zustande kommt, die uns das Urbild unseres  „Ich” empfinden läßt, unsern  lebendigen Gott,  der uns jeden Augenblick unseres  Seins stets neu nach seinem Bilde schafft, — dessen ewigen Schaffens Ausdruck  wir  geistig sind, — dem wir völlig uns angleichen sollen, damit wir aus seinem Bewußtsein heraus, durch alle Ewigkeit hindurch, uns selbst in Bewußtseinsidentität zu erhalten fähig werden!

 

 

Nicht  eine verkrampfte Anstrengung des Willens ist hier gemeint, nicht eine erquälte  „Konzentration”, sondern ein stets waches, energisches Abweisen aller lauten Vordringlichkeit des Intellekts, ein Bändigen seiner anmaßlichen Ansprüche, auch in einer Region das große Wort zu führen, die ihm niemals zugänglich ist! — Diese Zurückweisung aber ist unumgänglich nötig, damit das große Lassenkönnen möglich werde, das, — als Vorausbedingung, — erreicht sein muß, sollen alle  unsere Empfindungskräfte  zu willigen Dienern unseres inneren  Gottes werden, aus dem wir  leben und sind, —  soll der ewige  Mensch im Erdmenschen aus seinem Grabe  erstellen, aus dem Geiste neu geboren: —  Bild und Gleichnis seines „Vaters” der  in ihm in seinem „Himmel” ist.

Wohl aber kann uns bei solchem Streben  der Intellekt „wie ein Zugtier” vorwärts bringen,  sobald  wir ihn gebändigt  haben! Es ist auch gewiß verstattet, das  geistig Erfühlte, nachdem  es erfühlt ward,  auch  auf  intellektuelle  Weise  zu  betrachten: — sich gleichsam ein Gedanken gebäude nach logischer Folge  aufzurichten,  als  geordnete „Schatzkammer”, in  der wir die Kleinodien unseres inneren  Fühlens  zu verwahren wissen. Ja  ohne  ein solches selbst  erbaute Schatzhaus wäre unser inneres Erleben, wäre der Schatz unseres geistigen Erfühlens sehr in Gefahr, uns im Leben des Alltags wieder verloren zu gehen, verstreut zu werden  in alle Winde, statt uns stets in geordneter Weise zur Verfügung zu stehen.

 

Aber  niemals darf der Intellekt  die Führung erhalten, wenn wir uns im Frührot ferner Ahnung auf den Weg des Suchens begeben, des Suchens nach dem, was unser Aller bleibender unzerstörbarer Lebenskern, unser Aller innerste Heimat, unser Aller unbegreiflichstes Wunder: — das „Juwel in der Lotosblume” ist.

 

 

Der Verstand ist  ein  guter  Pfadfinder, wenn es gilt, die Wegspuren zu entdecken, die zur  Erkenntnis jener Dinge führen, die in der physischen Welt der Sinne ihre letzte Auswirkung zeigen, und hier soll man ihm wahrhaftig vertrauen, soll ihm alle Gelegenheit geben, sich zu entfalten, denn auch der Verstand ist göttlichen Ursprungs und wohltätig wirkend an seinem, ihm vorbehaltenen Ort.

 

Wollen wir  aber  zu Gott  gelangen, so dürfen wir nicht außen suchen, — auch nicht  in  jenem Außen,  das  den meisten schon als ein „Innen” erscheint, weil keiner ihrer Sinne es mehr zu  fassen imstande ist.

 

Auch  wenn  der Menschengeist in den höchsten geistigen Regionen Ewigkeiten hindurch nach Gott suchen wollte, würde er niemals Gott begegnen, denn so, wie in der ganzen physischen Natur niemals Naturkraft an sich zu finden ist, und dennoch in jedem Atom dieser Sichtbarkeit erkannt wird,  so äußert sich Gottheit nur in den aus  ihr gezeugten Geisteswesenheiten, — in jeder individuell gesondert auf die nur in ihr allein  erstrebte Weise der Offenbarung, — und kann niemals, auch nicht in einer der höchsten Geisteswelten, isoliert und für sich bestehend  gefunden werden.

 

Wir müssen Gott in uns selbst entdecken, in seinem ewigen, zeugenden Leben, und damit  wir Gott  in  uns selbst entdecken können, ohne uns selbst einen Götzen aus uns zu  schaffen,  und so einer argen Täuschung zu erliegen, müssen wir hier der Führung Jener vertrauen, die bereits im Bewußtsein Gottes leben, die ihre Kräfte Gott zu Dienern gaben und sich dem ewigen Urbild  einten, das sie zeugt.

 

 

Es wäre freilich törichter Glaube, wollte man erwarten, hier in diesem durch völlig andersartige Gesetze bestimmten Leben der Erde  den  höchsten gottgeeinten Geisteswesen als sichtbaren  Gestaltungen zu begegnen. Auch wird die Menschenseele, die sich hier ihrem lebendigen Gotte einte, und ihrer Kräfte Herrscher ward aus Gott, dem sie diese Kräfte zum Dienste weihte, niemals, solange sie mit dem Körper des Menschentieres verbunden bleibt, von irdischen Banden frei, und kann, selbst  in höchster Vollendung, nur die niederste Stufe göttlicher Geisteseinung erreichen. Selbst der Gottgeeinte, aus dem sich ein Leuchtender des Urlichtes den Offenbarer schafft, wäre aus sich allein unfähig, die ihm erschlossenen höheren Stufen zu ersteigen!

Zwar leben auch Geisteswesenheiten  in der geistigen Region dieses Planeten, die auf weitaus  höherer Stufe stehen, als sie ihnen in physischer Verkörperung zugänglich  wäre, aber sie sind entweder längst vom irdischen Körper befreit, oder waren niemals an ihn gebunden, weil sie nicht dem Falle der Geister erlegen waren.

Sie können uns aber nur von innen her fühlbar, können nach ewigen Gesetzen nur der gänzlich gottgeeinten Seele eines Menschen unter gewissen seltenen Umständen schaubar und hörbar werden.

 

Äußerst selten nur sind die wenigen Fälle, in denen ein irdischer, sinnengebundener Mensch diese Geistigen wahrzunehmen imstande war, — zahllos aber sind hier die Täuschungsmöglichkeiten, zahllos die Berichte solcher Menschen, die Gebilde der Täuschung sahen und nicht anders glauben konnten, als daß ihren Sinnen sich ein Geistiger offenbart habe.

 

Kaum auszurotten ist der Wahn,  daß „Hellsehern” diese  hohen Geisteswesen sichtbar werden könnten,  und Tausende  wollen das  Hellsehen  „lernen”, weil sie  meinen, wenn sie es könnten, wären sie  imstande, Geistiges  mit inneren Sinnen  wahrzunehmen.

 

 Man kann aber weder Hellsehen „lernen”, noch  hat je ein Hellseher anderes  erschaut, als was in der niederastralen,  keineswegs „geistigen” Aura der Erde an  täuschenden Gebilden und täuschungslustigen Wesen keineswegs geistiger Art  zu finden ist.

 

Wohl gibt  es Methoden, die Kräfte der plastischen  Phantasie des  Menschen so zu überreizen, daß sie ihn alles als scheinbare Wirklichkeit sehen und hören lassen, was er sehen und hören will. Wohl können  einem  derart betrogenen Menschen „innere Aufschlüsse” werden, in denen Wahres und Falsches  sich in grotesker Mischung mengt. Wohl kann  er grandiose Phantasiegebilde Anderer, oder selbstgeschaffene Trugbilder als scheinbare „Wirklichkeit” erblicken. Doch wer sollte hier im Zweifel sein, daß ein solcher Mensch noch viel bedauernswerter ist, als der wirkliche  Hellseher,  der  seine  fragwürdige „Gabe” stets von Geburt an mit auf die Erde bringt, und der doch wenigstens ein tatsächlich erdenhaft „Wirkliches” wahrnimmt, wenn er auch  fälschlich  glaubt, daß die Welten des Geistes ihm erschlossen seien!

 

 

Es ist  eine gänzlich verkehrte Einstellung der Wünsche, wenn ein Mensch dem Geistigen  zuzustreben glaubt, und dabei hofft, recht bald mehr oder weniger sinnenfällige Beweise des Daseins geistiger  Welten zu erlangen.

 

Ganz davon abgesehen, daß es ihn niemals weiter  bringen  würde, wenn auch sämtliche  „Welten”  des  reinen  wesenhaften Geistes gar seinem physischen Auge erschlossen wären, — daß auch hundertjährige, stete Zwiesprache mit den höchsten geistigen Wesenheiten doch ihn immer auf der gleichen Stufe verharren lassen würde, auf der er den Austausch begonnen hätte, — darf er auch niemals glauben, daß er dereinst, im Tode körperfrei geworden, Geistiges sofort auf allen geistigen Stufen erkennen könne.

Hier  erkennt  sich  nur,  was  gleicher Artung ist,  und selbst ganz gottgeeinte menschliche Geisteswesen können  in geistigen Welten nur empor bis zu jenen Stufen dringen, die ihrer eigenen Geistigkeit entsprechen.

 

Wo  es  notwendig  ist, steigen Wesenheiten von höherer geistiger Stufe herab, um belehrend Kunde zu bringen von dem, was ihnen erschlossen ist, wie das bei der Schaffung des irdischen Geeinten eines im Urlichte Leuchtenden unvermeidbar wird, — denn höhere Geistigkeit kann wohl die Sphäre  niederer Stufen zeitweilig  entsagend betreten, während  die  Geistigen auf solcher niederen Stufe sich selbst zerstören würden,  falls dies möglich  wäre, wollten sie versuchen, in Sphären des Geistes vorzudringen, zu deren Betreten sie noch  nicht bereitet sind. (Die  niederen mentalen Einflüsse die jeder Erdenmensch erfahren  kann,  stammen nicht  aus geistigen, sondern aus den Regionen der unsichtbaren physischen Welt!) Es herrschen allerwärts strengste geistige  Gesetze, denen  sich willig  beugt, was wahrhaft des ewigen Geistes ist.

 

  Weise hat das ewige Urlicht, das in allem Geistigem  leuchtet, seine  Strahlen  schützend umhüllt für alles, was nicht in solcher Weise sich dem Geiste  geeint findet, daß es auch des göttlichen Geistes wesenhaftes Licht zu ertragen imstande ist!

 

 

Was sollte es auch dem Menschen der Erde nützen, könnte er Geistiges erschauen, solange er nicht in sich  selbst dem  Geiste absolut geeinigt wurde?

 

Es würde ihm nur zu  namenloser Qual, und keine Höllenpein, die teuflische Tiermenschenwollust je ersann, ist derart grausam, daß ihre Martern jenen Peinen gleichen  würden,  die ein  menschliches Bewußtsein  empfinden müßte,  das Geistiges zu schauen  fähig wäre, bevor  es  selbst, dem Geiste auch substantiell geeint, des Geistes Leben zu teilen imstande ist.

 

Es bleibt nur Eines, das not tut: — Alle Kräfte der Seele, alle Empfindungsfälligkeit des Körpers, jeden Impuls und jede Regung, dem Geiste, — dem lebendigen Gott in uns, — willig und ohne Vorbehalt zum Dienste an uns darzubieten, damit es dem ewigen, göttlichen Geiste möglich ist,  allmählich sich mit unserem menschlichen Bewußtsein zu  vereinen und uns aus sich heraus wieder diese Kräfte, Impulse,  Regungen  und Empfindungsfälligkeiten zu  willfährigen Dienern zu geben, — nachdem wir bereitet wurden,  sie aus dem ewig uns zeugenden leuchtenden Kern unseres Seins heraus zu beherrschen.

Das ist der „rechte Gottesdienst”, den Jeder vollbringen muß, der sein irdischmenschliches  Bewußtsein  mit  hinübernehmen will, nicht nur für scheinbar endlose Zeiten, sondern für alle Ewigkeit!

„Wirket, solange es Tag  ist, denn es kommt  die  Nacht, da  niemand wirken  kan ”

 

 

Hier in diesem Erdenleben ist es dem Menschen möglich, zu „wirken”. — Nach dem  Verlassen der physischen Welt aber findet  er sich in dem Zustand, den er sich selber  schuf und muß passiv verharren, bis sich  ohne sein Zutun,  vielleicht in  kürzerer  Zeit, vielleicht auch erst nach Jahrtausenden, —  in irdischer Weise zu sprechen, —  sein Seelisches derart  geläutert hat, daß  es substantiell gottgeeinten Geisteswesenheiten gelingt,  in ihm  das Bewußtsein  vom wesenhaften Innewohnen seines göttlichen Wesenskernes,  seines lebendigen  Gottes, zu erwecken. Erst  dann  kann  in  ihm die  Willensumkehr erfolgen, durch die  er  alle Kräfte  seinem „lebendigen Gott” zum  Dienste überläßt, wodurch dann  erst die Vereinung seines Bewußtseins  mit dem ewigen Bewußtsein  des göttlichen Geistes in ihm herbeizuführen ist, die auch kein „Gnadenakt” der Gottheit jemals anders herbeizuführen vermag!

 

Dann aber ist sein erdenmenschliches Bewußtsein ihm längst entschwunden, wie ein Traum, der sich selbst entschwand.

 

Er ist zwar „gerettet”, aber sein Leben auf dieser Erde mit all seinem Trachten, seinem Glück und seiner Mühsal  ist auf ewig ihm unerinnerbar geworden, er hat den Preis des Siegers, die Erweiterung des Bewußtseins Dessen, der die  äußersten Reiche göttlicher Selbstoffenbarung durchlaufen hat,  für sich  nicht erlangt!

 

Zwar wird auch er, — dann dem göttlichen Geiste Darstellungsform geworden und mit seinem ihm gleichgearteten männlichen  oder weiblichen  geistigen Gegenpol vereint, — in  der Fülle unendlichen Glückes das Leben des reinen Geistes leben, doch ungleich höher ist die Art der Selbstempfindung jener  ewig  Geistigen, die in  all ihrem unendlichen Glück auch des Bewußtseins der tiefsten Tiefe  noch fähig bleiben, in die sie,  dem Erdenmenschentiere einst verbunden, hinabgetaucht waren.

 

Wie  der Mensch der Ebene,  in seiner ganzen Seele erschüttert und beglückt vor den Wundern der Bergwelt steht, von dem Gebirgsbewohner zuweilen kaum in seiner Andacht  verstanden, so  ermißt  erst der Geist, der auch aller Tiefen noch bewußt sich erinnern kann, die ganze Höhe seines Glückes, und je höher die Stufen werden, die er, wenn auch erst in Äonen, erreichen soll,  desto weniger  möchte  er die Erinnerungsmöglichkeit an  seine  tiefste Stufe missen.

 

 

Da Geistiges  niemals in seinem  Wesen veränderlich ist, so handelt es sich bei dem Aufstieg der Seele auch niemals um eine Veränderung ihres göttlich-geistigen, ewig sie zeugenden Wesenskernes.

 

Der „lebendige Gott” in des Menschen innerstem Innen,  dem er hier schon auf dieser Erde sich im Bewußtsein zu einen vermag, ist der Gleiche, auf jeder geistigen Stufe,  die je erreicht wird,  durch alle Ewigkeit hindurch.

 

Nur der Zustand der Seele, der Zustand menschlich-seelischen Bewußtseins erweitert sich, um stets höhere geistige Bewußtheit zu erlangen, um stets weitere Unermeßlichkeiten geistigen Seins empfinden zu können.

 

Würde  es sich nur darum handeln, irgendein  Individualbewußtsein  seelischer Art um den geistigen, zeugenden Wesenskern herum zu  bilden, dann wäre jedes Trachten  nach der  Einung des Bewußtseins mit dem Geiste, hier während dieses irdischen Lebens, völlig überflüssig, denn die Einung kann, mit Ausnahme der Fälle gänzlicher Bewußtseinsauflösung,  nach ewigen, dem göttlichen Leben inhärenten Gesetzen  noch  erfolgen, auch  wenn  sie erst in Äonen erfolgt.

Der  Weckruf  aller wirklichen Geisteslehrer der Menschheit erging zu allen Zeiten deshalb, weil es das höchste Glück der Seele in  aller Ewigkeit ausmacht, ihr irdisches Bewußtsein und damit die Fähigkeit  des  Erinnerns in sich zu erhalten, und  weil unsägliches Leid der Seele, das zur Auslösung kommen kann,  nachdem sie den Erdenkörper verlassen hat, durch ihre  Geisteseinung während des irdischen Lebens vermeidbar wird.

 

Die Menschheit zu jeder Zeit durch ihre berufenen Sprecher auf diese Bahn vermehrten  Glückes hinzuleiten, ist Aufgabe Derer, aus deren  Mitte heraus ich  diese Lehren künde und jedes Wort dieses Buches  soll seine Leser nichts anderes lehren, als diese Art des „rechten Gottesdienstes”.

 

Möge keiner, der diese Worte liest, aus diesem Leben irdischer Mühsal scheiden, bevor sein Bewußtsein geeinigt wurde seinem „lebendigen Gott”!

 

Möge keiner in jene  „Nacht” der Unmöglichkeit eigenen  Wirkens  gelangen, aus der es kein Entrinnen gibt, ehe die Schuld des Harrenden „bis auf den letzten Heller” beglichen ist!

 

Noch ist es „Tag” und hilfreiche Hände sind  am Werke, Allen geistige Hilfe zuzuleiten, die danach verlangen. — Es bedarf keiner  Sonderschulung, diese  Hilfe herbeizuziehen, und  keiner persönlichen Einzel-Belehrung, sie sich  zu eigen  zu machen.

 

„Wer Ohren hat zu hören, der höre!”