Der Sinn des Daseins:

Beschluß

 

IT gutem Rechte hat der Spott, der so  manche, sonst unheilvolle  Spannung  entspannt, sich  der «Frommen» bemächtigt, die aus  der Frömmigkeit ein Paradieren mit «Gesangbuch»  und  Andachtsrequisiten, ein  himmelndes Augenverdrehen,  ein selbstgerechtfertigt-salbungsvolles Getue  zu machen wußten.

 

  Es  darf aber doch  auch  nicht vergessen werden, daß es nun manchen Menschen  schwer  fällt — und  es dürften  nicht  wenige  sein —,  überhaupt noch an den Wert der echten «Frömmigkeit» zu glauben. —

 

  Auch  wenn sie im besten  Sinne «fromm» zu sein vermöchten,  fühlen sie  sich  doch  zu sehr bereits  mitbetroffen durch den  berechtigten Spott, auch wenn  der  nur Frömmelei  und Pharisäertum zu treffen sucht, als daß sie noch wagten, offen  einzugestehen, wie schal und gehaltlos ihnen ein Dasein ohne wahre Frömmigkeit erscheint.

 

  Man mag es töricht schelten, wenn zaghafte Seelen solcherart ihrem besten Fühlen  mißtrauen, und doch  ist  in  dieser Scheu zugleich eine hohe Wertung echter  Frommheit,  echter «Frömmigkeit» enthalten, denn  die Angstlichen  fürchten  im Grunde nur die Entweihung  einer inneren  Erfahrung, die ihnen  heilig  ist…

 

  Dennoch  könnte  man  wohl  hier sagen,  daß  nur  subjektive Werte in Frage stünden, so daß alsdann die echte Frömmigkeit denn doch nur Wenigen Bedürfnis, Wenigen,  ihrer Art nach, «angemessen»  wäre? —

 

  Da ich dir jedoch versprochen habe, dich recht zu leiten und auf sicheren Weg zu  führen,  der du  nach  dem «Sinn des Daseins»  suchst, so muß ich  dir nun am  Beschluß der Führung auch zu  zeigen  suchen, daß du  den Sinn des Daseins nie erfassen und begreifen kannst, wenn dich nicht echte, reine Frömmigkeit erfüllt! — — —

 

 

 Ich sagte  dir  schon bald, daß  du in neuer Weise fragen lernen müßtest: —  daß du  nicht fragen solltest nach dem «Sinn des Daseins», sondern danach, wie du deinem Dasein «Sinn» verleihen könntest…

 

  Fragst du jedoch, wie ich dich fragen lehrte,  so  weiß ich dir  wahrhaftiglich zuletzt  nichts  Besseres  zu  sagen, als den hier nun  folgenden Rat:

  Erfülle dein Herz  mit wahrer, echter, lauterer  Frömmigkeit!

 

 

 So nur wirst du deinem Dasein ewig gültigen «Sinn» verleihen! — — —

 

 

 Ich  hoffe allerdings,  daß  du deine Frage nach dem «Sinn des Daseins» nicht aus  jener platten Oberflächen-Neugier stelltest, die nur danach fragt, wie erdenhaft  enger Verstand —  und sei es auch der Verstand des Weisesten der  Weisen —  sich  dieses  Dasein leidlich «erklärbar»  machen  könne?! —

 

  Solcher Neugier Nahrung zu bieten, ist  wahrlich  nicht Aufgabe  meiner Lehre, und ferne stehen mir die selbstsüchtig-ängstlichen  «Kinder dieser Welt», die  immer nur erfahren wollen, was ihrer  einst  wartet,  statt  immer so zu  handeln, daß nur das  Beste ihnen zum Erbteil werden  kann…

 

  Wer  sich  hier «getroffen»  fühlt, den  mag  es wie Peitschenschlag treffen, damit er  aus seinem Dämmertraum endlich erwache und zu  seinem Besten reif, —  zu  seines Erbes Erwerb  berechtigt  werde!! —

 

 

 Wenn ich davon rede, daß du deinem Dasein «Sinn» zu geben vermagst, so ist  mir  nur daran gelegen,  dir zu zeigen, daß dieses Dasein, — obwohl an  sich schon  so  vieler «Ursache» unabänderliche  «Folge», — wieder nur neuer Folge Ursache wird,  und daß du  Macht hast, die Folge nunmehr  zu bestimmen, soweit deine Macht  reicht,  dieses  Dasein umzugestalten! — — —

 

  Es  handelt sich keineswegs  nur etwa darum,  erhabene Gefühle in dir zu erzeugen, oder gar den kindisch-eitlen Glauben in dir wachzurufen, als hättest du  eine «Mission», und seiest der Gottheit überaus wichtig in allem deinem Tun! —

 

  Du magst auf dieser  Erde wohl der Mächtigste  und Erhabenste sein, der Erbe  alter  Geschlechter,  vererbten Herrscherwillens und unermeßlichen Besitzes, und  bleibst doch als Erdenmensch vor dem Werturteil der Ewigen ein armer, törichter Wurm,  den ein Fußtritt zertreten kann,  auch wenn das Herz, das diesen Fuß bewegt, dich gerne schonen möchte!!!

 

  Die Umgestaltung deines Daseins, die deines Daseins Folge  umgestaltet, erfordert mehr von dir, als nur einen Wandel deiner Gefühle, — eine Transponierung  deines  seitherigen  Erdengeltungswillens  in  die  Bereiche  ewigen Erlebens! —

 

  Magst du unter Herrschern der Allermächtigste  sein, oder  unter  Bettlern der Allerärmste, so mußt du in beiden Fällen  wissen, daß alles das wahrhaft irrelevant, — in jeder Hinsicht wesenlos ist, vor dem Angesicht Derer, die des wesenhaft-wirklichen, ewigen Geistes Priester und Könige sind, auch wenn sie dich hier auf dieser Erde nach deiner irdischen Geltung gelten lassen,  soweit du selbst es ihnen möglich  machst! — — —

 

 

 Was geistiges Gesetz  von  dir erheischt, ist  wache,  wohlüberlegte Tat!

 

  Es wird gewiß nicht etwa «zuviel» von dir verlangt!

 

  Du mußt nur beweisen, daß es dir ernst ist mit  deinem Streben,  und diesen  Beweis kannst du lediglich erbringen, indem du  die  Macht,  die dir über Irdisches  gegeben ist,  gebrauchst, um dir im  Ewigen Schätze zu  sichern,  die  «weder  Rost  noch Motten fressen» können! — — —

 

  Hier gibt es keinen «Erlaß» und keine «Umwandlung» des Geforderten, so gerne dir auch die ewige  Liebe Erlaß  und Umwandlung nach deinem Ermessen  gewähren möchte! —

 

  Auch wirst du  dich hüten müssen, etwa zu glauben,  daß du den Geist der  Ewigkeit vielleicht  ein wenig täuschen  könntest, um scheinbar zu tun, was von dir verlangt wird, und doch zu unterlassen,  was deiner  irdisch-engen Eigenliebe widerstrebt! — —

 

  Du wirst nicht «gerichtet», sondern richtest  dich selbst durch die Benützung dessen,  was deiner Macht auf Erden  Untertan ist!

 

  Bist du ein armer Bettler, so darfst du  sicher sein, daß das,  was du aus deiner Armut  wirken wirst,  gewiß nicht geringeren Wertes ist, als die Großtaten eines Reichen, — doch lebst du im Reichtum, so wird dein Erdenwirken nur insoweit geistig  gelten, als  es  eben diesem  Reichtum angemessen ist…

 

  Du wirst  dann aus  dem, was dir übergeben ist, auch deinen gerechten Beitrag leisten müssen, um das Kapital des Geistes hier in dieser Sichtbarkeit zu mehren! —

 

  Du selbst mußt wissen und erfühlen, was  der  Geist der Ewigkeit,  dem du entstammst, von dir verlangt an materiellem  Einsatz in dieser Welt materieller  Außenwerte, — und  du wirst gewiß im Geistigen nicht weiterkommen,  suchst du dich zu entziehen, wo du auch in erdengültigen Werten darbringen sollst,  was du vermagst. .  .

 

  Es handelt sich  keineswegs etwa darum,  dein  Hab und  Gut  zu verteilen, — aber aus dem, was du besitzest, ergibt sich, was  du darbieten kannst, um Geistiges in  dieser  Erdenwelt zu verankern, wie  auch nach  gleichem Maße das  Maß deines dir übertragenen, dich  verpflichtenden  Wohltuns sich bestimmt. — —

 

  Vom Geiste her ist nur gefordert, daß dein  geistiges Streben stets  auch dein  äußeres Dasein  mit  erfasse, und somit alle äußere Macht,  die dir gegeben ist,  in den  Dienst der Ewigkeit stelle…

 

  Niemals wird etwa  mehr von dir verlangt,  als was du wirklich  leisten kannst, ohne Pflichten, die aus deinem äußeren Dasein sich ergeben,  zu versäumen. —

 

  Es  kommt jedoch  bestimmt ein Tag, an dem du es bitterlich bereuen würdest, des Geistes Forderung nicht erfüllt zu haben! — — —

 

 

 Da du aus deinem  ewigen Leben niemals entfliehen kannst,  so  ist  es wahrlich Weisheit, auch  in dieser Erdenzeit  bereits  nach seinen Gesetzen sich einzurichten.

 

  Auch  dieses  Erdendasein  ist ja nur begründet in deinem ewigen Leben, dem es wenig verschlägt, auch wenn du es leugnen zu dürfen glaubst!

 

  Du wirst diesem Dasein wohl nicht anders einen «Sinn»  zu  geben vermögen, als dadurch, daß  du es wach und  bewußt als Teil deines  ewigen Lebens zu  erleben  suchst! — —

 

  Das aber vermagst du  nur,  wenn du dem  argen Irrtum entsagst, der dir vorgaukeln  will, du könntest  dereinst bewußt im ewigen Leben stehen, auch ohne vorher dein Erleben dieses Erdendaseins geistgerecht  gestaltet zu  haben! —

 

  Willst  du  deinem  Dasein «Sinn» verleihen, so  ordne  alles was du hier beginnen  magst, stets derart, daß auch ewige Werte durch dein Tun gefördert werden! — — —

 

  «Sinn» hat dein Dasein wahrlich nur wenn es weiterzeugend wirkt, und  seine Früchte dir erhalten  bleiben  für alle Ewigkeit! — — —