Der Sinn des Daseins:

Zuruf

 

DU bist müde geworden vom vielen  Suchen,  und nun bist du des Suchens selber  müde! —

 

Da nirgends  zu  finden war, was du  suchtest, willst allem Suchen du hinfort entsagen! —

 

Das Land der Lebendigen  wolltest du einst finden, und den Tempel der Ewigkeit!

 

Aber wohin  auch immer du  deine Schritte  lenken  mochtest,  dort war König: — der Tod, und jeder  Tempel barg in seinem innersten geheimen Schrein nur ein machtloses  Götzenbild…

 

Wahrlich, mein Freund, du mußtest müde werden  bei  solchem Suchen, wie so  viele Andere  müde  wurden, die einst  in Hoffen und Zuversicht ausgezogen waren, gleich dir!

 

Kein  Tadel soll  dich treffen,  und keine harte  Rede darf  dein  Ohr  erschrecken,  denn es war nicht deine Schuld, die auf den  Fahrten in  die Ferne dich nicht finden ließ, wonach du doch so  voller  heißer  Sehnsucht suchtest! — —

 

Man  hatte dir Wege gewiesen,  die man selbst niemals  gegangen  war!

 

Man  hatte dir verheißen,  was man selber nicht gefunden hatte!

 

Man  schickte  dich  auf Pfade  aus, die man selber längst verlassen mußte!

 

Wie hätte dir da Erfüllung werden sollen, wo Andere nur Enttäuschung auf Enttäuschung erlebten, bis sie ermattet ihre Schritte wieder rückwärts lenkten, sofern sie jemals die dir bezeichneten Wege selber eingeschlagen  hatten!? —

 

Wie hättest du auf solchen Wegen deines Sehnens Ziel  jemals erreichen können!? —

 

 

Zürne aber denen nicht, die dir Irrwege zeigten,  denn  sie wußten es selbst nicht besser,  da sie des rechten Weges nicht kundig waren!

 

Wenn sie dir sagten: — «Dahin, du Suchender, mußt du  dich wenden!» — oder: — «Dort, o Strebender, ist dein rechter Weg!» —  so meinten die Meisten, sie hätten dir gut geraten…

 

Auch wenn sie dir Wege wiesen, die sie selbst enttäuscht verlassen hatten, waren sie doch noch des Glaubens, dir könnte vielleicht gelingen, was ihrer eigenen Kraft einst mißlungen war…

 

Hatte  dich  aber wirklich  nur  ein machtbegehrlicher Phantast  getäuscht, oder  gar ein Schurke,  der sehr wohl wußte, daß er dir Wege des Irrtums zeigte, — dann danke dem Himmel, wenn  du nun  solcher Hörigkeit entronnen bist, aber — werfe dich auch da  nicht zum Richter auf,  denn der, dem du das Urteil sprechen willst, ist längst durch  sein eigenes Tun gerichtet! — —

 

Beklage auch nicht dein Schicksal, weil es dich bisher noch nicht finden ließ,  und schmähe nicht  etwa dich selbst, weil du nun müde und  enttäuscht dich wieder an der gleichen Stelle siehst von der du einst hoffnungsfreudig vordem ausgegangen warst! —

 

Was soll dir Klage und Verwünschung  helfen?! —

 

 

Wenn diese Worte dich erreichen, dann hast du wahrhaftig auch keinerlei Grund mehr, deinem bisherigen Irren noch fernerhin zu fluchen!

 

Siehe: — dein Weg wird gesegnet sein  von diesem Tage an,  und fürder wird man  dich  nicht mehr auf  Irrtumswegen gewahren!

 

Hier spricht nun ein Mensch zu dir, der wahrlich weiß um den Weg zur Wirklichkeit!

 

Hier spricht ein Mensch zu dir, der diesen Weg  dir auch  wirklich zeigen kann und zeigen will, auf daß du endlich das Ziel deiner Sehnsucht erreichen mögest!

 

Folge mir, und  mit jedem deiner Schritte wirst du die Kraft in dir wachsen fühlen, um bis  zum Ziele auszuharren!

 

 

Nicht ich habe dich  gesucht und nicht mir hast  du  es  zu  danken, daß du mich fandest!

 

Dein eigenes Suchen, das so lange Zeit irre Wege ging, ward  endlich frei, nachdem  du es entlassen hattest,  da du seiner  müde geworden warst…

 

Nun frei geworden, läßt  es dich heute endlich entdecken, was dir vordem verborgen war…

 

Es ist nur dein Sucherwille, der mich finden mußte!

 

Nicht  vergeblich war es,  daß  du auf  irreführenden  Wegen  vorher suchtest! —

 

Nicht  vergeblich war es,  daß  du Lehren folgtest, die dich nicht zum Ziele bringen  konnten! —

 

Wo immer du suchen mochtest, — stets schaffte dein Suchen deiner Kraft des Suchens weitere Verstärkung,  so, wie elektrische Kraft auf  dem Wege durch die Drahtspirale sich verstärken muß, — und heute, da du nun meintest, all dein Suchen sei  nur  der Verwünschung wert, wird dir endlich zuteil, was du nicht mehr zu erhoffen wagtest! — — —

 

Dort, wo wir  alle, die allhier  auf Erden leben, bewußt und nicht bewußt,  im  gleichen Geistes-Leben gründen, dort hat man deine Not erschaut, und wußte, wie man sie wenden  könne…

 

Ich bin dir nun gesandt, und du hast mich gefunden, weil ich dir wirklich helfen kann und weil kein anderer in diesen deinen Erdentagen dir die gleiche Hilfe bringen könnte…

 

Es liegt wahrhaftig nicht an mir, daß dem so ist, — doch  kann ich auch nicht ändern, was ich  selber nicht geordnet habe, und vergeblich würdest du  die hier  gegebene Ordnung stören wollen: —  vergeblich würdest  du nach anderer  Hilfe  Ausschau  halten…

 

Nach mir hast du gerufen, ohne mich zu kennen! — —

 

Mein Wort erreicht dich, ohne daß ich von dir weiß! — —

 

Noch kannst  du auch nicht wissen, wer  in diesen Worten zu dir redet, und  ich verarge es dir wahrlich nicht, wenn du,  nach  mancherlei  Enttäuschung,  und verbittert  durch gar grausame Erfahrung, noch ängstlich zauderst, ob du meiner Stimme  folgen sollst! —

 

Einem Verirrten bist du  gleich, der irgendwo  in dunkler  Nacht den Ruf des Wegekundigen  hört und ihm zuerst erschreckt mißtraut, voll Furcht und  Argwohn, da  an gleicher  Stätte mancher Raub und Mord geschah…

 

Auch  ich  würde  sicherlich  zaudern,  stünde  ich an  deiner Stelle!

 

 

Doch siehe: — ich  erwarte ja nichts anderes  von  dir, als daß  du,  stetig deines  Weges  achtend,  der Leuchte folgst,  die ich vor dir entzünde!

 

Ich  trage  sie  voran,  so daß  du selbst gar leicht gewahren kannst, wohin ich  dich führe. —

 

Woher  ich  selber  kundig  bin des  rechten  Weges,  und  warum gerade  ich allein ihn heute zeigen kann, braucht vorerst dich in keiner Weise zu  bekümmern!

 

Laß  dir  einstweilen genügen,  daß du alsbald  gewahren wirst,  wie ich den Weg dir aus  der Wirrnis bahne!

 

Wie  oft  man dich auch betrogen haben mag: — diesmal wirst du wahrlich  nicht betrogen sein!

 

Schon  nach den ersten  Schritten wirst du entdecken, daß  dir auf meinem Wege  nie der Trug begegnen kann!

 

Bis heute konntest  du dich noch berechtigt wähnen, alle zu verlachen, die  dir sagen mochten,  daß es einen Menschen geben könne,  wissend um den Weg zur Wahrheit, und bereit, dich diesen Weg zu  führen…

 

Heute aber bist du diesem Menschen nun begegnet!

 

Entscheide  du selbst, ob du  mir Folge leisten willst!

 

Entscheide selber, — denn nur auf  dich selber kommt es an, — ob es dir noch der Mühe lohnt,  das langerstrebte Hochziel deiner  Sehnsucht endlich zu erreichen!