Wahrlich, es ist nötig, in immer neuen Bildern von der Wahrheit zu zeugen, der Wahrheit, die ohne Bild und Gleichnis nicht faßbar werden kann, da sie Wirklichkeit ist, Ursein der Dinge, Quelle alles Lebens! —
Nichts wehrt in unseren Tagen der Verwirrung der Geister.
Jedwedes Zeugnis inneren Erlebens wird aus dem Moder der Grüfte, aus dem Staube der Bibliotheken ans Licht gezogen und den bebenden Händen der Suchenden wie ein Orakelspruch dargeboten.
Von überallher nimmt der Suchende, was sich findet und finden läßt. Fiebernd durchwacht er die Nächte über umfangreichen Folianten, in seinen Taschen trägt er die fragwürdigsten Traktätchen mit sich wie ein Heiligtum, ehrfürchtig lauscht er allerorten dem dunklen Worte unberufener Lehrer, und glaubt so am Ende doch einst den Weg zu finden, der hin zur Quelle des Lebens führt!
Die Köpfe sind angefüllt mit den skurrilsten Phantastereien der abenteuerlichsten Mystagogen; seltsamste „Wissenschaft” von Dingen, die niemals Wissenschaft werden können, gibt sich in Wort und Schrift mit großer Gebärde einer erstaunten Welt, die Rüstkammern menschlichen Aberglaubens aller Zeiten werden durchstöbert und geleert, wüstester Spuk wird wieder modern!
All diese Wirrnis aber wird genährt durch eine brennende Sehnsucht verschmachtender Herzen, und gar viele, die da jeweils hinter dem neusten Jahrmarktspropheten in trunkener Geste herlaufen, waren ja nur gekommen, weil sie um keinen Preis etwas versäumen wollten, das ihrem irren Suchen Richtung geben könnte…
Es sind durchaus nicht die Schlechtesten, die so das Opfer verantwortungsbarer Wirrköpfe und dreister Schwätzer werden!
Gar manchem der sich nasführen ließ, gehen aber doch noch zur rechten Zeit die Augen auf und er sieht dann mit Entrüstung und Scham vor sich selbst, daß er sich einer „Führung” überlassen hatte, die selbst des Weges nicht kundig war, ja, daß er „Führern” folgte, denen nie an seiner Führung wirklich lag, — die nur die Torheit ihrer Nebenmenschen schlau durchschauten, die nur der Sehnsucht Suchender den Köder zu bereiten wußten, um sie ins Garn zu locken.
Auch unter den Lesern dieser meiner Worte dürften nicht wenige solcher schwer Enttäuschten sein!
Sie ahnen aber vielleicht trotz aller Enttäuschung, daß es dennoch einen Weg für sie geben müsse, auf dem sie das Ziel ihrer Sehnsucht erreichen könnten.
Ihnen sollen vor allem diese Worte gelten!
Wer bereit ist, trotz aller erkannten Irrtumswege nicht eher nachzulassen in seinem Streben, als bis er gefunden hat, wonach seine Seele sucht, der kann den Weg ins Freie finden, den schmalen Pfad, der zum wesenhaften Lichte führt!
Ich habe diesen Weg schon gar oft gezeigt und ich zeige ihn hier wieder für alle, die ihn finden wollen.
Führung ist nötig auf diesem Wege, denn er führt durch manchen dichten Dschungel, in dem den arglosen Wanderer sehr gefahrvolle Seitenpfade locken, — führt durch Wüsten, in denen jede Wegspur sogleich vom Sande verweht wird, so daß der Weg für jeden von neuem bereitet werden muß. —
Torheit wäre es und Anmaßung zugleich, wollte der Suchende glauben, hier aus eigenem Ermessen den rechten Pfad zu unterscheiden!
Torheit und Anmaßung wäre es aber auch, wollte er sich verwegen fähig dünken, sein höchstes Ziel zu erreichen, ohne die Prüfungenseiner Kräfte erst zu bestehen, die auf den einzelnen Stadien seines Weges neu an ihn herantreten werden. —
Torheit und Anmaßung wäre es endlich, wollte er in sich selbst sein höchstes Ziel, das Bewußtsein der Einheit mit der Urquelle allen Lebens, zu erreichen hoffen, ohne die Hilfe solcher, die dieses Ziel schon erreichten. — —
Er würde dann einem Bergsteiger gleichen, der den höchsten Gipfel des Gebirges von der Ebene aus erreichen möchte, ohne die Vorberge zu ersteigen, die den Hauptgipfel umlagern, und von deren Höhe aus ihm erst der richtige Weg zur ersehnten höchsten Höhe des Gebirges gezeigt werden kann.
Unkritisch hörenden Ohren klingt es recht tapfer, wenn einer sagt: zwischen ihn und seinen Gott dürfe sich „nichts dazwischen” stellen; aber der „Gott”, der so vermeintlich erfühlt wird, ist ein trügerischer Gott, ein Gebilde eigener Vorstellung, dessen Realität eben nicht weiter reicht, als die Realität aller Vorstellungsbilder. —
Wohl mag ein solcher „Gott” eines frommen Träumers eine Zeitlang seinem an ihn verhafteten Gläubigen Trost gewähren, — wohl mag er Kräfte in ihm erregen, die ihn noch mehr in der Täuschung bestärken, hier habe er es mit der Urquelle allen Lebens zu tun, allein in der ewig bleibenden Wirklichkeit ist ein solcher „Gott” nur Trugbild, und niemals vermag er auch nur das allergeringste an den realen Gegebenheiten dieser absoluten Wirklichkeit zu ändern. —
Der Mensch, der mit dieser Art Pseudo-Gotteserlebnis zufrieden ist, wird noch weniger jemals seinen „lebendigen Gott” in sich finden, wie der sogenannte „Gottesleugner”, der in den meisten Fällen nur darum das „Dasein” Gottes verneint, weil er den frommen Trug auf irgend eine Art im wesentlichen durchschaut, in den der andere sich versenkt, der mit „Gott” auf du und du zu stehen glaubt und doch nur ein Gebilde seiner Phantasie anbetet. —
Wohl ist der „Gottesleugner” sehr im Recht, wenn er das Dasein eines solchen Gottes leugnet, und sein ganzer Irrtum besteht nur darin, daß er , der den Schemen als Schemen erkannte, es nun unterläßt, nach der Wirklichkeit zu forschen. —
Immerhin kann ihm noch eines Tages das echte Erleben des wahrhaftigen, in sich selbst lebendigen Gottes vorbehalten sein, indes der Gläubige, der sich an seinen selbsterzeugten Scheingott band, nur gar selten sich noch aus der eigenen Fessel zu erlösen vermag.
ES gibt aber noch andere Täuschungsmöglichkeiten, und viele Suchende sind ihnen schon verfallen.
Von einer der wichtigsten, die im Leben der meisten „Mystiker” eine mehr oder weniger bedenkliche Rolle spielt, soll hier die Rede sein.
Ohne jegliche Führung, ohne jede Hilfe geistig Erwachter kann jeder Mensch ein geistiges Licht in sich gewahren, das Bild eines flammenden Sterns, das die Mönche des Athos nicht anders genugsam würdigen zu können glaubten, als dadurch, daß sie es das „heilige Licht der Gottheit” nannten.
Aber nicht nur die Mönche der Athos-klöster, auch viele andere Mystiker und Gottsucher ließen sich verführen, in diesem Lichte die Gewißheit der Vereinigung ihrer Seele mit dem lebendigen Gotte bestätigt zu sehen.
Indessen war alles, was sie erlebten, nur ein vager Abglanz ihrer eigenen höchsten Lebensform; — sie waren zu Selbstanbetern geworden, wo sie die Gottheit gefunden zu haben wähnten…
Sie schauten in sich nur jene Lebensform ihres Geistes, die erst dann zu ewigem Leuchten erwachen kann, wenn der „lebendige Gott”, voll Kraft und Wirklichkeit, sie zum Throne seiner Herrlichkeit macht, — wenn er sich selbst „als Kind der Jungfrau” im Menschen dieser Erde die „Geburt” bereitet, verkündet von den „Hirten”, die da die „Nachtwache” halten, — angebetet von den „Weisen des Morgenlandes”, den Priesterkönigen aus dem „innersten Osten”, die allenthalben den „Stern’ zu sehen vermögen, sobald er über einem „Stalle” aufleuchtet, in dem „zwischen unvernünftigen Tieren” der König geboren wird, der Israel „erlösen” will.
Viele sprachen in trunkener Rede von der „Wiedergeburt”, — von der innigen „Freundschaft” ihrer Seele mit „Gott”, — von der „geistigen Hochzeit” mit dem „himmlischen Bräutigam”, — — viele glaubten das Werk getan und das „Nirvana” erreicht, — und hatten doch nur in sich das Bild des „flammenden Sterns” gesehen, der erst zu ewigem Leuchten die Kraft empfangen muß, die nur das „Urwort” geben kann und die keiner je erlangt, der nicht den Weg beschreiten mag, den das „Urwort” selbst dem gefallenen Sohn des Geistes bereiten mußte, damit es erneut für ihn erreichbar werde.
Wir Menschen stehen nicht isoliert im Dasein! Wir sind alle nur Auswirkung ewiger Schöpferkraft, und als solche Auswirkung durch tausend geheime Fäden miteinander verbunden.
Was immer es zu erreichen gilt, — niemals kann der eine ohne den anderen fertig werden, und in der harmonischen Wechselwirkung des einen auf den andern werden alle großen Ziele menschlichen Strebens erreicht. —
Wollen wir um jeden Preis allein und ohne Hilfe anderer etwas erreichen, so zeigen wir dabei nur, daß wir uns selbst noch nicht als das verstehen, was wir nun einmal sind und auch vor unserem „Falle” von Ewigkeit her waren. — —
Wir müssen dann in die Irre gehen, auch wenn wir mit lauterstem Willen, mit reinstem Herzen das Höchste erstreben mögen…
Auch des Menschen höchstes Hochziel, das Erlebender Vereinigung mit seinem „lebendigen Gott” voll Kraft und Wirklichkeit, ist für ihn niemals erreichbar, wenn er der Führung entbehren zu können glaubt, die ewige Weisheit und Barmherzigkeit in Liebe für ihn bestellte.
Er bedarf dieser Führung, weil es nun einmal so im kosmischen Leben des Ganzen begründet ist, und er wird keineswegs an Wert verlieren dadurch, daß er sich Hilfe erbittet, so wenig der andere etwa dadurch an Wert gewinnen kann, dem es obliegt, die geistige Hilfe zu spenden, nachdem auch ihm dereinst geholfen werden mußte, bevor er Anderen Hilfe spenden konnte. —
Hier reicht stets eine Hand der andern weiter, was sie einst selbst empfing, und keiner hat etwa allein aus sich, was er den andern nun zu geben hat!
Nur aus dem strahlenden „Urwort” geht „das Wort des Herrn in alle Lande” und schafft zu aller Zeit die Leuchtenden der Erde, die ihren noch nicht erwachten Brüdern Licht ins Dunkel bringen können, denn der Mensch, der nicht bereitet wurde, — längst ehe er als seiner Mutter Sohn auf dieser Erde geboren ward, — vermag es nach dem „Falle” nicht mehr, ohne Hilfe jenes Licht zu fassen, das dem „Urwort” nur allein entströmt, und das nur den zum „Worte” werden lassen kann, der schon Jahrtausende, bevor die Erde ihm den Leib des Tieres zur Verhüllung gab, aus freiem Willen eine Bürde auf sich nahm, die schwer zu tragen ist für einen Erdenmenschen, und die nur selten einen findet, der dem „Fall” erlegen war, und sie dann doch noch aus Mitleid und Erbarmen mit der Erdenmenschheit auf sich nimmt.
Nur wer so zum „Worte” bereitet wurde, hat das Recht, seine Nebenmenschen nun zu belehren, wo es höchste Lehre gilt, und es ist der Menschheit noch zu allen Zeiten solche gesicherte Lehre geworden, durch Lehrer, deren Wort in Gott begründet war.
Kein einziger Mensch, den jemals, seit Jahrtausenden, diese Erde trug und nährte, hat je sein höchstes Ziel erreicht, keiner ist je zum Bewußtsein der Vereinigung mit seinem „lebendigen Gott” gelangt, ohne die geistige Hilfe dieser, vom „Urwort” zum Helfen Verordneten!
Ihnen allein ist zu vertrauen, — und ob man tatsächlich auch einen aus ihnen vor sich hat, darüber läßt die Stimme des Herzens niemals einen Zweifel zu, solange sie nicht übertönt wird von trügerischen Lehren, denen man sich, ohne zuerst zu fragen, wahnbetört dereinst gefangen gab.
Nicht Wundertaten geben hier den Ausweis, und niemals wird ein wahrer Helfer seiner Brüder sich mit Fakirkünsten brüsten.
Wohl kann es sich ereignen, daß er Kräfte meistert, die den meisten „übermenschlich” erscheinen und „wunderbar”, — allein solche „Zeichen und Wunder” sind auch dann nur sekundäre Nebenerscheinungen seines Wirkens und neben anderem nur durch besondere Eignung seines psycho-physischen Organismus bedingt, — aber niemals kann solches Wirken ihn als Berufenen erweisen.
Das Akkreditiv des wahrhaft zur Hilfe Verordneten wird stets nur in jenem allerinnersten Inneren der Hilfesuchenden gefunden, das kein Senkblei mißt und in das die Tagesmeinung und das Vorurteil des Gedankens niemals dringt.
Wer dort, die Worte seines Lehrers prüfend, Antwort sucht, durch keiner selbstgeschaffenen Lehre Wahn beirrt, und keiner Meinung anderer verhaftet, — wird niemals sich durch falsche Lehrer trügen lassen.
Man wird ihn zu der Quelle des Lebens führen, zu jenem „Urlicht”, das sich selbst als „Urwort” erkennt und das seine „Worte” als lebende Geisteswesenheiten „spricht” von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Wie ein Dichter, aus Worten der menschlichen Sprache, Gesänge, Epen und Hymnen formt, so formt sich das „Urwort” aus seinen „Worten”, aus eigener Schöpferkraft, seinen ewigen Preisgesang in Gestalt unermeßbarer Hierarchien geistiger Wesenheiten, und jener Hierarchien letzter Ausklang findet sich in den Brüdern der „Weißen Loge”, die seit Urzeittagen auf dieser Erde Licht zu verbreiten sucht, und deren Glieder allein die Vollmacht des Geistes besitzen, aus innerstem „Wissen”, aus tiefster Erfahrung heraus, vom Geiste zu zeugen.
So gehen vom „Worte”, das „Gott” ist, von der Selbstaussprache des ewigen „Urlichts”, alle Strahlen aus, die je auf Erden Licht zu zünden suchten!
Das erscheint nur denen unfaßbar oder des Zweifels wert, die noch keine innere Einsicht in jenes über alle Darstellungskraft erhabene Sein besitzen, das in höchster Formung seiner selbst sich als ,,Gott” erkennt. —
Man muß von den Stufen dieses ewigen Lebens, von seinen Daseinsformen einiges wissen, will man ergründen, was „Gott” in Wahrheit ist, und wie der lebendige, wirkliche Gott in unendlicher Zeugung seiner selbst sich aus dem eigenen Sein zu ewig erneuter Seins-Form entringt.
Man muß wissen, was Ihn, der über alle Höhen und Abgründe herrscht, da er alles, was ist, in sich faßt, von dem, — ach so oft in wunderlichster Gestalt erträumten „Gotte” menschlicher Vorstellung unterscheidet. —
Es wurde von manchem schon gesagt: „Alles ist Gott!” — und: „In jedem Atom dieser Erscheinungswelt sollt ihr Gott entdecken!” — „Alles Äußere dieser Welt ist nur Schein und in Wahrheit sind alle Dinge nicht Dinge, sondern Gott!” —
Gewiß läßt sich solches sagen, und wenn man es im rechten Sinne verstehen will, kann es als Wahrheit gelten, auch wenn diese Wahrheit sehr verfänglicher Auslegung zugänglich bleibt.
Für das Erfassen des menschlichen Geistes wird solches Spiel mit Worten aber wenig Fruchtbares haben.
Will man zu höchster Erkenntnis der Wahrheit kommen, dann müssen die Dinge, trotzdem sie nicht sind, was sie scheinen, immerhin Dinge für uns bleiben und dürfen auch nicht in sublimster Weise von uns vergöttert werden. —
Wir laufen sonst Gefahr, einer Darstellungsform des ewigen Lebens, aus dem sich die Gottheit ewig neu gestaltet, göttliche Ehre zu erweisen, nur weil sie die Fassungskraft des Menschen überragt, und können uns auf solcher Stufe derart binden, daß es für uns unmöglich wird, der wirklichen „Gottheit” in ihrer strahlenden Majestät jemals zu begegnen.
Dreifach äußert sich dieses ewige Leben , das der Gottheit „Nahrung” bildet, in seinen jeweiligen Darstellungsformen: — als physische Allnatur, als Reich der flutenden Seele und als das Königreich des Geistes!
Kein „Schöpfer” hat eines dieser Reiche „geschaffen”!
Alles ist nur Darstellungsform des einen, ewigen Lebens, das über allen diesen drei Darstellungsformen erhaben, sich selbst in seinem höchsten Bewußtsein kristallisiert als das „Urlicht”, als der Inbegriff dessen, was der Mensch in Wahrheit als Urquelle alles Lebens erschauernd in sich zu empfinden vermag, — als seinen lebendigen „Gott”.
Ursache seiner selbst in allen seinen Darstellungsformen findet dieses ewige Leben doch nur sein höchstes Sein erst über aller Darstellungsform erfüllt, obwohl auch jede seiner Darstellungsformen jeweils seines Wesens ist, aber gleichsam nur als Ozean der Erneuerung dient, aus dem es sich selbst, aus sich selbst, stets neu erzeugt, durch die eigene, selbstgegebene Kraft. —
Darüber ist gesagt: „Als Nahrung hat Brahma diese Welt gebildet” — nur darf man hier nicht, in exoterischer Denkart befangen, an einen Bildner und sein Gebilde denken, denn dieses Wort der Veden sagt dem Wissenden erheblich mehr, — es enthüllt ihm die abgrundtiefe Wirklichkeit, enthüllt ihm das inhaerente Gesetz der Selbsterzeugung „Brahmas”, das Wesen des einen, absoluten Seins, das da ewiges Leben ist aus sich selbst, und das seiner höchsten, allumfassenden Selbsterkenntnis als „Gottheit”, in seinen Darstellungsformen zur „Nahrung” dient…
Urewig schöpfungsträchtig wirken die inhaerenten Kräfte der Darstellungsform des ewigen Lebens als physische Allnatur formgestaltend und formzerstörend, um neue Form zu gestalten.
Welten entstehen und Welten zerstäuben im All zu jeder Zeit, aber niemals hat es da einen „Anfang” gegeben, der ein Anfang des Alls gewesen wäre, niemals gibt es einen „Untergang” dessen, das in sich selber Leben ist, das in sich selber als Leben schöpferisch sich auswirkt und aller Welten Werden und Vergehen in sich schließt für alle Ewigkeit. —
Wie es Kraftzentren gibt in dieser Darstellungsform des ewigen Lebens, die kein Mikroskop und kein noch so verfeinertes Instrument der Forschung dem Menschen-Sinn je erschließt, so gibt es hier auch unsichtbare Träger höchster Intelligenz, deren Fähigkeiten die Kraft des gewaltigsten menschlichen Denkens übersteigen, wie das Denken eines Urwaldnegers von der Denkkraft eines Philosophen vom Range Spinozas oder Kants überstiegen wird.
Gleichzeitig aber gibt es in dieser selben Darstellungsform des Lebens auch unsichtbare Wesen, denen kaum die „Intelllgenz” der Tiere innewohnt, die der Mensch als Lasttiere braucht.
Alle diese unsichtbaren Wesenheiten sind jedoch keineswegs „geistiger” Natur, sind auch in ihren höchsten Formen, obwohl ihre individuelle Lebensdauer Jahrtausende betragen kann, noch keineswegs „unsterblich”. — —
Für die höchsten dieser Wesenheiten, — in vielen Kulten alter Zeit wurden sie als „Götter” verehrt, — gibt es keinerlei „Rätsel” der Natur.
Alles, was die physische — sichtbare wie unsichtbare — Darstellungsform des ewigen Lebens ausmacht, ist ihnen, die durch und durch Intellekt sind, bis ins kleinste erschlossen.
Aber alles, was über diese Darstellungsform hinausreicht, — das ganze unermeßliche Reich der flutenden Seele und das Reich des Geistes, ist ihnen nur absolutes Nichts. — —
Sie kennen keine „Gottheit” und sie verachten das ihnen bekannte, intellektuelle Streben des Menschen, einen „Gott”, ein „Dasein Gottes” beweisen zu wollen, da sie wissen, daß für den Intellekt tatsächlich kein „Gott” existiert…
Ihrem Einfluß ist jede Überschätzung des menschlichen Denkens, jede Hypertrophie des Intellekts in der Menschheit zuzuschreiben.
In der physischen Darstellungsform des ewigen Lebens erkennt sich das Leben selbst nur als physische Allnatur, ohne seiner höheren Darstellungsformen als Seele und Geist in sich selbst bewußt zu werden.
Scharf von der Darstellungsform als physische Allnatur geschieden, durch unüberbrückbare Kluft der Empfindungsfähigkeit von ihr getrennt, und dennoch diese erste Darstellungsform durchdringend, offenbart sich das Reich der flutenden Seele mit seinen unendlichfältigen Formen empfindender Kräfte und Wesenheiten.
Ihnen allen ist sowohl das Dasein der physischen Allnatur wie das Dasein des geistigen Reiches „bewußt”, im Sinne einer Empfindung der Wirkungen, die sie aus beiden Reichen wahrzunehmen fähig sind.
Von dem Reiche der flutenden Seele wieder scharf getrennt, wie auch von dem Reiche der physischen Allnatur, obwohl beide Darstellungsformen des ewigen Lebens durchdringend, ist das Reich des Geistes mit seinen unermeßlichen Hierarchien selbstbewußter, selbstempfindender, denkender, fühlender und in direkter „Anschauung” erkennender, ewiger, der Vergänglichkeit ihrer Individualität entrückter, reiner Geisteswesen, — der höchsten Form des Vielheitsempfindens im ewigen Leben.
In unermeßlicher Stufenfolge erhebt sich ein Kreis der Vollkommenheit über dem anderen, bis, in menschlicher Weise gesprochen, die höchste Spitze dieses Lichtkegels im Eigenbewußtsein des ewigen Lebens in höchster Erkenntnis seiner selbst, die sein ganzes Sein umfaßt, erstrahlt, im „Urlicht” bewußt geworden, des Urlichtes Sein erlebt, und in ihm zum „Urworte” wird, zur Selbstaussprache des absoluten Seins, die wieder Leben wirkt in allen drei Darstellungsformen, die dem ewigen Leben eignen.
Hier sind wir an der Quelle des Lebens angelangt, an jener Quelle, die ewig aus sich selber strömt, und ewig in sich zurückfluten läßt, was ihr entquoll.
Ich bin mir des Mangels wohl bewußt, daß menschliche Sprache unweigerlich zum Stammeln werden muß, will sie versuchen, diese nur im Geiste und nur durch direkte „Anschauung” faßbaren Dinge zu beschreiben, und dennoch glaube ich, daß für manchen, der diese Worte lesen wird, etwas wie fernes Ahnen aufdämmern mag, das ihm sein Innerstes im freudigen Widerhall bestätigt, — und das ihm den Weg zum höchsten Menschengeistesziele, den ich so mannigfach zu zeigen suchte, besser erschließen wird, als wenn ich geschwiegen hätte. — —
Gewiß ist hier alles nur durch Andeutung gegeben, allein man vergesse nicht, daß sich hier das meiste völlig der Rede entzieht, so daß es auch dann noch ein Geheimnis bleiben müßte, wenn ich über jedes hier berührte Wort ein dickes Buch zu schreiben gedächte. Aus tiefster Ehrfurcht vor meiner Rede unergreifbar erhabenem Gegenstand, bin ich auch möglichst allen konventionellen Wortprägungen ausgewichen, die sich das menschliche Denken schuf, wo es Ewiges spekulativ zu erkennen versuchte. —
Ich glaube gehalten zu haben, was der Titel dieser Betrachtung versprach, doch wird nur der aus meiner Lehre Nutzen ziehen, der selbst sich aufmacht, um nach der Quelle des Lebens zu suchen und nicht rastet, bis er ihre Spur in sich gefunden hat, auch wenn ihr „lebendiges Wasser” ihm nur durch jene Kanäle zuströmen kann, die es sich selber bahnte, um für den Menschengeist auf dieser Erde, trotz seines „Falles”, noch faßbar zu werden, damit er mehr davon verlange, um so nach Äonen einst des ewigen Lebens ganze Fülle durch alle Ewigkeiten zu genießen.
Der einst auf Golgatha sein Leben ließ und sterbend höchste Liebeskraft aus Urgrundtiefen neu ins irdische Dasein lenkte, hat allen, die ihm wahrhaft folgen wollen, den Weg gebahnt, der zu den Quellen des Lebens führt.
Was er einst für die Menschheit wirkte, kann erst der erfassen, der seinen eigenen Erlösungsweg beschritten hat und dann die Kraft erfühlt, die durch das Werk des „großen Liebenden” ihm zuströmt auf dem Wege, den er wählte…
Ein solcher wird auch wissen, was des hohen Meisters Wort besagt:
„Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alles an mich ziehen.”
Ein solcher wird allein erst imstande sein, die „magnetische”, in das Ursein zurückziehende Kraft zu gebrauchen, die einst jener Leuchtende aus ihrer Fessel riß durch seine unbegrenzte Liebe!