Es ist wahrlich viel leichter, mit der Gebärde des Suchenden die Außenwelt zu durchforschen und selbst die geheimsten ihrer Schächte aufzudecken, des Entdeckerruhmes gewiß, – als in sich selbst sein Allerinnerstes zu finden, das auch noch denen wohlverborgen bleibt, die längst der Seele Kräfte so erkundet glauben, daß ihrem Blick die Seele selbst in schemenhaftes Nichts sich löste. – –
Laßt allen Hochmut darum schweigen, und wäre euch auch wohl vertraut, was selbst den Weisesten der Vorzeit dunkles Rätsel schien! Es mag euch ohnehin gar manches Rätsel nur «gelöst» erscheinen, weil ihr mit einer Lösung euch zufrieden geben konntet, die nichts von jener Tiefe in sich faßt, aus der einst jenen Alten das Geheimnis seine Frage raunte...
Auch unter den Suchenden der Vorzeit gab es solche, die zu finden wußten, und wollt ihr, ihnen gleich, zu Findern werden, so müßt ihr euch bereiten, dort zu suchen, wo sie gefunden haben!
Ich will euch suchen helfen in euch selbst, denn da nur bleibt euch Hoffnung, allezeit Gesuchtes für euch selbst zu finden.
Kein Denken und kein klügliches Erschließen kann euch je belehren, so ihr zu letzter Lösung aller jener Fragen finden wollt, die stets vor eurer Seele sich aufs neue antwort-heischend aus dem Dunkel erdgebundener Erkenntnis heben! – – –
Verwehret darum hinfort jedem lauten Gedanken in euch die Rede, bis jene große Stille allein in euch zu finden ist, in der nichts mehr spricht, was jemals euch von außen kam! – –
Dann aber lernt die hohe Kunst vertrauensvollen Wartens!
Sie wird wahrlich nicht leicht erlernt; aber jeder, der nachmals fand, was er ersehnte, mußte sie erlernen, und keinem bleibt diese Lehrzeit erspart, der in sich selbst zum Finder werden will...
Hütet euch, so ihr finden wollt, vor der Versuchung, die Zeit des Wartens kürzen zu wollen!Ihr würdet nur desto länger warten müssen, wolltet ihr solcher Versuchung in Torheit erliegen! – –
Ja, wahrlich: wer immer diesen Weg des Suchens auch betreten haben mag und auf ihm nicht fand, was er zu finden hoffte, der darf wohl sicher sein, daß er nur deshalb nicht gefunden hat, weil er vermessen sich berufen glaubte, die Zeit des stillen Wartens kürzen zu können! – – –
Solange noch solches Streben in einem Suchenden ist, hat er die große Ruhe nicht erlangt, die erste Vorbedingung ist für jedes Finden!
Wie darf er dann klagen, wenn vergeblich all sein Mühen war?! –
Auch wer Verborgenes in dieser Außenwelt zu finden strebt, wird stets vergeblich suchen, so er nicht die Ruhe in sich selbst zu schaffen weiß, die ihm auch hier vonnöten ist, will er zum Finder des Gesuchten werden!
Alle aber, die jemals im Allerinnersten das Letzte suchten und hier gefunden haben, wonach ihr Sehnen stand, hatten vordem die Kunst des Wartens geübt und waren so zur Kultur der Ruhe gelangt! –
Nur in stillster Versenkung gab sich ihnen zu eigen, was Tausende vergeblich suchten, die der Ruhe ermangelten...
«Das Himmelreich leidet Gewalt, und nur die Gewalt brauchen, reißen es an sich! » Es ist aber diese «Gewalt» nichts anderes, als die Gewalt der Selbstbezähmung, die alle Unrast aus der Seele zu verbannen weiß! –
Erst wenn du in dir eine solche Stille geschaffen hast, daß es dir töricht erscheint, danach zu fragen: wann dir die Erleuchtung werden wird, bist du wahrhaftig der Erfüllung nahe und kannst getrosten Mutes vertrauen, daß du finden wirst, was dir verhüllt blieb, als du, noch in Ungeduld gebunden, dich vergeblich mühtest! – – –
Es muß dir völlig nebensächlich werden, wann du auf dieser Erde die höchste Erkenntnis erlangen wirst! Du mußt suchen wie einer, dem keine zeitliche Grenze jemals gezogen ist!
Du mußt suchen wie einer, der da weiß, daß er finden wird, weil das, wonach er sucht, vorhanden ist und sich ihm nicht verbergen kann, sobald er selbst des Findens würdig ist!
Je mehr deine Sicherheit wächst und dein Vertrauen zu dir selbst, desto näher wird dir auch hohe Hilfe sein! –
Pflege in dir selbst das gläubige Vertrauen und meide die zersetzenden Gedanken, die dich immer wieder in Furcht bannen wollen, so als ob das Finden dir nicht beschieden sei! –
Lerne erkennen, daß es Lästerung ist, wenn solcher Furcht du dich ergibst! – –
Du trägst in dir selbst die Erlösung von allem Zweifel, – und nur in dir selbst kann dir letzte Gewißheit werden!
Schleudere von dir, was immer dich an solchem Glauben an dich selbst beirren will, und sei es auch bis zum heutigen Tage dir als «heilige Wahrheit» erschienen!
Dort, wo dir letzte Erkenntnis werden soll, muß alles Denken der Gehirne schweigen, und sei es auch bereits Jahrtausende hindurch in höchsten Ehren! –
Du bist dort mit dir selbst allein, und keine Macht der Erde kann dich hindern oder dir zu Hilfe kommen!
In deinem Allerinnersten allein darfst du zu finden hoffen, was du suchst, und alle Wunder ferner Sternen weiten werden dir in Nichts zerstäuben vor dem, was dir hier vorbehalten ist! –
In deinem Allerinnersten wirst du in Wahrheit erst dich selber finden, und dann erst wird dir das Erkennen werden, daß all dein Suchen nur – dir selber galt.