Das Buch vom Glück:

Reichtum und Armut

   Alles Leben im Kosmos ist die Wirkung polarer  Gegensätze, ist Austausch zwischen polar entgegengesetzten Kräften.

   Wer  da  den  Reichtum  vernichten möchte, um der Armut zu helfen, der hat noch nicht erkannt, daß auch Armut und Reichtum einander  brauchen,  wie jeder Pol seines Gegenpoles  bedarf.

   Nur wenn die entgegengesetzten  Pole in vollem  Gegensatz  verbleiben,  gestaltet sich Leben und erblüht das Werk des Menschen. – –

   Vernichtung und Verderben ist die Folge aller Aufhebung polarer Gegensätze. – – –

  Wer der Armut wirklich helfen will, der muß den  Reichtum  wollen, wenn auch Armut und Reichtum keineswegs stets weiter  und  weiter jene rohen, brutalen Formen zeigen müssen, in denen sie  allein die Menschheit bis heute kennt. – –

   Armut ist  selig  zu  preisen,  aber Armut muß nicht Mangel sein…

  Reichtum kann unermeßlichen Segen  stiften, aber er darf nicht auf jener niederen  Stufe satt und ohne Bildnerkraft sich wälzen, von der einst ein Göttlicher zu sagen wußte, daß «eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe», als  «ein  Reicher» durch die Pforte zum « Himmelreich »…

 

   Tausendjähriger Irrtum glaubte die Güter dieser Erde derart eng begrenzt und unvermehrbar,  daß  unmöglich  alle Menschen ohne Mangel auf der Erde leben könnten, und so entstand ein Begriff des «Reichtums»,  der zur Verbitterung  aller Mangel Erleidenden führen mußte.

  Näher  wäre man der Wahrheit  gekommen, hätte man erkannt, daß es keineswegs entschuldbar ist, wenn auch nur Einer derer, die auf Erden leben, Mangel leiden muß, daß aber der Reichtum der Anderen keineswegs die Ursache jenes Mangels ist. – – –  

   Es  ist  eine  unbedingte  Pflicht  der Menschheit,  dafür zu sorgen, daß  keines  ihrer Glieder Mangel  leidet, daß  jedem Menschen, wer  er auch sei und wie man ihn auch werten  möge, Nahrung, Kleidung und Obdach werde, und diese Pflicht ist unabänderlich,  auch wenn es sich um einen  Menschen handelt,  der in  keiner Weise Nutzen schafft. –

   Bewirkt er Schaden, so mag man ihn isolieren, allein man hat nicht das Recht, ihn jemals Mangel  erleiden zu lassen an dem, was er bedarf, um seines Leibes Notdurft zu befriedigen. Man hat auch nicht das Recht, ihm jene Werte zu verweigern, die sein Geist bedarf, um sich, wenn er danach verlangt, aus seiner Tiefe zu erheben.

 

   Alles, was man heute noch «Strafe des Verbrechers» nennt, ist  ein  übles Unterfangen, denn es  geht nicht von der Erkenntnis  aus, daß   der  gesamte  Menschheits-Organismus aufs engste  verbunden ist, und daß die gesamte Menschheit die Tat des Verbrechers mit  verschuldet haben muß, – sobald sie möglich wird. – – –  

   Hier  wird höhere  Erkenntnis  einst weit segensreicher wirken, indem sie das Verbrechen  unmöglich  werden läßt, während man heute noch  geradezu  das Verbrechen  als  naturnotwendige  Gegebenheit  nimmt, und nur darauf sinnt, den Verbrecher zu «bestrafen». – – – – –  

 

   Aber abgesehen vom «Verbrecher» wird es jederzeit  gar  manche Menschen geben, deren Nutzen für das Erdenwohl der Menschheit nicht recht einzusehen ist und die dennoch von eigentlichem Mangel frei erhalten werden müssen, will sich die Menschheit nicht durch sie in  ihrer  Gesamtheit schaden.

   

   So viel über  den Begriff des Mangels, den die Menschheit zu  tilgen suchen muß, will sie  nicht selbst  an ihrem  Gesamtorganismus Schaden leiden und dadurch stets neue  Schäden schaffen.

   Niemals aber darf sie versuchen, Armut und Reichtum tilgen zu wollen, wenn sie sich nicht selbst  vertilgen will.  – – –

   Armut und Reichtum sind Gegenpole, die der  Menschheit  Leben bewirken,  die den Gesamtorganismus der Menschheit  in  jener Kräftespannung erhalten, in der er allein seine  kosmische  Aufgabe einst erfüllen kann. –

  Wehe einer Menschheit,  die den Reichtum nicht mehr mit Ehrfurcht achten kann! – –

  Wehe einer Menschheit,  die vor der Armut nicht  mehr in  Ehrerbietung sich neigt! – –

 

   Aller Ehre würdig ist der Arme, der seine Armut mit Würde zu tragen weiß, und nicht minder zu ehren ist jeder Reiche, der seines Reichtums  Bürde als ein verantwortungsvolles Lehen der Menschheit trägt!  – –

   Jeder hüte  sich  vor der Verachtung des Anderen, und der Reiche wie der Armemöge wissen, daß Beide  gleichen Wertes sind für das Ganze!

  Irrig aber ist es, anzunehmen, daß  dieArmut, deren die Menschheit ebenso wie des Reichtums bedarf, stets nahe an Mangel grenzen müsse, um  des Reichtums Gegenpol zu sein. –

  Reichtum und Armut sind sehr relative Begriffe.

   Je höher der Reichtum ansteigt, desto höher wird die Grenze der Armut sich erheben,  und  es  kann  gegenüber hohem Reichtum eine Art  «Armut»  geben, die selbst wieder, im Bereiche der Armen, als «Reichtum» gelten mag.

   Du hast, als Teil und  «Mittelpunkt» des Menschheitsganzen, stets ein Recht, nach allem Reichtum hinzustreben, den Dir diese Erde bieten kann!

   Wieviel Du davon erlangen magst, wird durch Dein Karma, durch Dein Schicksalsbeherrschungsvermögen sich entscheiden. –

   Stets aber sollst Du nach dem höchsten relativen  «Reichtum»  streben, der  nach menschlichem  Ermessen Dir auf edle Art erreichbar scheint!

   Du darfst  nicht glauben, daß darum der Gegenpol  der Armen je eine Einbuße erleiden könne.

   Auch  wenn die tausendfache Zahl an Reichen auf der Erde zu  finden wäre, würde es niemals  an Armen fehlen, – und wenn selbst alle Menschen dieser Erde zu Reichtum kämen, würde doch solche Verschiedenheit des Reichtums noch bestehen, daß auch dann die Gegenpole erhalten blieben.

   Die Erde ist so unendlich reich an Reichtumsgütern, daß dies wohl  möglich wäre, allein in unserer  Zeit ist es nicht zu erwarten, denn noch  kennen die allermeisten Menschen die  geistigen Gesetze nicht, nach denen die Erde ihre Schätze gibt, und würden sie auch bekannt, so wären doch nur Wenige bereit, Gesetzen zu entsprechen, wo sie gesetzlos Gabe heischen. – – –

   Auch hier herrscht vor allem Andern das Gesetz des Austauschs oder des Ausgleichs, und  Du wirst nie  etwas empfangen und behalten können, für das Du nicht den  vollen Kaufpreis gibst, das Du nicht willens bist, in vollwertigen Äquivalenten zu bezahlen. – – –

   Heute und  morgen  vielleicht kann Dir zwar  ein Gut  auch  ohne Begleichung zu eigen werden, und Du wirst glauben, es nun auf die Dauer zu besitzen, aber nur allzubald wirst Du es verloren  haben, so sehr Du  auch darauf achten magst, Dir seinen Besitz zu erhalten. –

   Es  herrschen  hier die unerbittlichsten  geistigen  Gesetze,  die ebensowenig  zu  beugen sind, wie die Gesetze, denen in der  Außenwelt  die  Kräfte  der  Materie gehorchen.

   Du hast ein  Recht zu allem Reichtum; willst Du aber zu irgend einer noch so  bescheidenen  Stufe des Reichtums  kommen, so wirst Du Dich bequemen müssen,  Äquivalente dafür zu geben! – – –

 

   Du wirst mir sagen, daß Du auch solche  Reiche  kennst,  die  ihren  Reichtum von  ihren Vätern haben, aber das widerspricht  in keiner Weise dem erörterten Gesetz.

   Auf alle Fälle wurden die Äquivalente  dafür entrichtet, und wenn der Erbe nicht  für steten, weiteren Ausgleich sorgt, dann  wird er eines Tages den Besitz, den Andere  ihm schufen, sicherlich  verlieren.

   Dies kann sehr lange währen und erst die  Erben des Erben treffen, denn die geistigen  Gesetze wirken stets gemäß dem  Impuls,  der ihnen einst genügen wollte.

   Ein schnell errafftes  Vermögen wird  auch schnell verschwunden sein, sobald nicht neue Impulse es zu schützen wissen,  und  schwer errungener Besitz  wird  sich noch lange halten, auch wenn die Erben ganz gewiß nicht seiner würdig sind. – –

   Glaube nur ja nicht, daß hier irgendeine «Ungerechtigkeit» im Spiele sei!

   Und Dir auch wird gewißlich nichts entzogen!

   Es steht Dir jederzeit frei, zu erringen, was Du erringen kannst, und Du kannst erringen, was Du wahrhaft erringen willst. – – –  

   Daß Andere vieles besitzen,  ohne  es selbst errungen zu haben, darf Dich dabei nicht stören.

   Der  Reichtum, über den die Erde verfügt, ist so unermeßlich groß, daß jederzeit auch für  Dich der ungeheuerlichste Reichtum verfügbar bleibt. – – – –

   Aber verwechsle nicht Deine Wünsche mit Deinem Willen!!

   Deine Wünsche werden nur etwas erreichen, wenn es ihnen gelingen sollte, etwa Deinen Willen in ihrem Sinne zu überreden.

   Die Menschen des großen Willens haben fast unermeßliche Vermögen geschaffen, obwohl sie beginnen mußten in tiefster Armut; –  die  Menschen  des großen Wünschens aber kannst  Du auf allen Gassen finden, und Du wirst selten einem begegnen, der auch nur das  Wenigste seiner Wünsche schließlich durch  seinen Willen in Erscheinung treten lassen konnte...

 

   Willst  Du aber den Dir erreichbaren Reichtum schaffen, dann hüte Dich  vor dem Neid! – – – –

   Willst Du  selber  einst  ein  «Reicher» werden, sei es auch nur, daß Dich nach dem Reichtum  eines reichen Armen verlangt, dann mußt Du in jedem Reichen, der Dir begegnet, eine Verheißung sehen, die Dir Erreichung Deines Zieles verbürgt.

   Du  mußt  Dich  freuen  lernen,  daß es Reiche gibt, und  mußt ihren Reichtum gleichsam  als Vorbedingung für  die  Erfüllung Deines Willens werten. –

   Wenn Du «reich» werden willst, dann hüte Dich auch, in  kleinlicher  Weise  zu «sparen»! – –

   Du wirst gewiß genug Reiche finden, die äußerst «sparsam» sind, aber Du  würdest vergeblich suchen,  wolltest  Du mir einen  wirklich « Reichen » zeigen, der seinen Reichtum nur durch «Sparsamkeit»erlangte. – – – – – – –

   Willst  Du «reich» werden, und glaubst Du, daß «Reichtum» hier auf dieser Erde zu Deinem Glücke unerläßlich ist, dann prüfe Dich auf Herz und Nieren, damit Du die Äquivalente findest, mit denen Du Deinen zu erhoffenden Reichtum zu bezahlen gedenkst! – – –  

   Es wird Dir auf dieser Erde wie in aller Ewigkeit niemals etwas geschenkt, und wenn Du hier in die Lage kommst, jemals Geschenke, und  seien  es  auch nur Geschenke konventioneller Art, wie man sie zu gewissen Festestagen gibt,  annehmen zu müssen, dann frage  Dich sofort, wie  Du diese  Geschenke  an  das Menschheitsganze  wieder  bezahlen   kannst,  sonst wirst Du sie bezahlen müssen, dort, wo Du es keinesfalls willst...

     Du siehst, es ist nicht  ganz  leicht, willst Du alle Bedingungen erfüllen,  die man von  Dir  verlangt,   wenn  Du  zu «Reichtum», sei es auch nur in  bescheidenster Weise, jemals gelangen willst.– –

   Aber  glaube mir, – alle, die jemals zu Reichtum gelangten, haben ihn nicht auf andere  Weise  erreicht, auch wenn  sie selbst  sich nicht Rechenschaft geben konnten!

   Immerfort findet ein Austausch der Güter statt auf dieser Erde.

   Es  ist nichts zu erlangen und  auf  die Dauer zu besitzen,  wenn Du verweigerst, was Du als Gegengabe zu geben hast an anderen Werten.–

   Hast  Du aber  nichts  zu  geben,  dann darfst Du auch gerechterweise nichts erwarten!

   Du  wirst nicht mehr erwerben, als was dem  Kaufpreis  entspricht. – – –

   Gib Dich keiner Täuschung hin!

   Hier walten unerbittliche Gesetze, und Du  kannst nur  durch  den Austausch irgendwelcher in  Dir ruhenden Werte jemals zu «Reichtum» kommen...