Das Buch vom Glück:

Ich und Du

   Du empfindest Dich allein als «Ich» und keinen Anderen außer Dir kannst  Du  in diesem «Ich» noch unterbringen.

   Für Dich bist Du als «Ich» der Mittelpunkt der Welt.

   Du bist für Dich, als «Ich», das «Ich» der ganzen Menschheit. – –

   Diese «Menschheit» aber ist ein homogenes Ganzes, gebildet aus Milliarden von «Ichen», von denen zwar kein einziges Dir völlig gleicht, und deren jedes  doch, der Formgestaltung nach, mit dem, was Du in Dir als «Ich» empfindest, durchaus identisch ist. – – –

   Schwer in menschliche Worte zu fassen ist, was ich Dir hier sagen will, und  ich muß Dich bitten, meiner Rede  letzten  Sinn erfühlend zu ertasten, denn ich  weiß gar wohl, daß letzte Klarheit  hier in Worten sich nicht restlos geben läßt,  und daß ich nur  in  meiner Sprache  reden kann, die Du erst in die Deine «übersetzen» lernen mußt.

 

   Ich möchte Dir zum Bewußtsein bringen, daß Du der einzigartige Mittelpunkt eines Ganzen bist, das nur aus einzigartigen «Mittelpunkten» gebildet ist, und, da es ein Unendliches, wenn auch nicht Unbegrenztes,  ist, an jeder  Stelle seinen «Mittelpunkt»  besitzt…………

   Jeder Mittelpunkt aber ist sich selbst hier  «Ich» und jeder andere Mittelpunkt ist für ihn « Du ». –

    Willst Du Dein Mittelpunkts-Glück Dir schaffen, so mußt Du diese Gegebenheit im Auge behalten, und mußt die geheimen Beziehungen zu finden suchen, die zwischen «Ich» und «Du» obwalten.

   Diese  Beziehungen sind stets fluktuierend und  in jedem Augenblick anders zu beurteilen.

   Unabänderlich bestehen bleibt allein der immerfort  geregelte Ausgleich  aller  Wirkungen  und Gegenwirkungen im  Menschheits-Ganzen.

   Du kannst als «Ich» auf ein «Du» nur  wirken, entweder absichtslos, ohne daß  Du  eine Wirkung erzielen willst, – oder  bewußten Willens.

   Willst Du aber auf ein  «Du» wirken,  so sind Deine Mittel: Bitte, Überredung  oder Gewalt.

   Wisse aber, daß Du für allen Erfolg Deines  Wirkens, ja  für die  Absicht schon,  einen bestimmten, unabänderlichen Preis  zu erlegen hast! – – –

   Bitte und überrede daher nicht, wenn Du  Dich nicht willens findest, Dich von irgend einem anderen «Du» gleichfalls bitten und  überreden zu lassen, – noch weniger aber  wirke durch Gewalt, wenn Du selbst jede  Gewalt als unerträglichen Zwang empfindest! –

   Es wird dir nichts « geschenkt» werden, so  sicher Du Dich auch geborgen fühlen magst  und so gut Du auch Deine wahren Absichten  verhüllt glaubst.

   Vor dem einzelnen «Du» kannst Du Dich  wohl verbergen,  aber dem Gesamtorganismus  der Menschheit ist stets alles enthüllt, was in Dir vorgeht, und mit automatischer Sicherheit wirst Du die Konsequenzen Deiner Handlungsweise  zu gesetzmäßig gegebener Zeit, früher oder später, zu tragen haben.– – – – – – –

 

   Wenn Du Dich selbst nicht gerne bitten läßt, und dennoch  bittest, wenn Du selbst keiner Überredung zugänglich bist, und dennoch zu überreden suchst, – wenn Du selbst Dir nicht Gewalt antun  lassen magst, und dennoch Gewalt gebrauchst, so wirst  Du in jedem dieser Fälle  etwas erreichen, für das du den Kaufpreis nicht entrichten zu müssen glaubst, aber Du irrst! –

   Die Gesetze des Geistes lassen sich nicht wie irdische Gesetze-umgehen, oder nur zu  Deinen  Gunsten  deuteln. Du findest  auch  keinen  Anwalt,  der versuchen würde, Dich vor den Folgen Deiner Handlungsweise zu bewahren. –

   Du  mußt restlos alles bezahlen, was Du durch Dein Verhalten, irgend einem anderen Menschen gegenüber, der Menschheit  schuldig   geworden  bist und du wirst dem Gesetze nicht entrinnen, bis auch «der  letzte Heller» bezahlt ist. – –

   Je länger man Dir die  Zahlung stundet, desto mehr hast Du alle Ursache, recht besorgt zu sein, – denn es werden dir Zins und Zinseszins in Ewigkeit nicht erlassen...

   Ja noch mehr!

   Du  selbst kannst für  Dich zum Gläubiger werden, denn auch  Du bist für Deine Person der  Menschheit  verantwortlich und Du darfst von Dir nichts verlangen, wofür  Dir  nicht  ein  Äquivalent  durch  die Menschheit in  Aussicht steht...

   Andernfalls mußt Du für Dich ebenfalls den Kaufpreis Deines Handelns früher oder später erlegen, – mit Zins und Zinseszins, – wie für irgend einen Andern. – – –

 

   Du  hörst erst heute  zum  erstenmal von diesem Gesetze, oder es wird Dir vielleicht erst heute zum erstenmal seine unerbittliche Folgerichtigkeit und Unbeirrbarkeit klar? –

   Es steigen Bedenken in Dir auf wegen Deiner früheren Taten, auch wenn Du nun entschlossen bist, Deine Handlungsweise  diesem Gesetze gemäß in Zukunft weise abzuwägen? –

   Willst Du Dein Glück Dir schaffen, dann wisse,  daß Du  Mittel  und Wege  finden wirst,  Deine  Schuld an die Menschheit in einer Dir  genehmen Weise  abzutragen, sobald Du erst wissen  wirst, was Du wirklich noch zu bezahlen hast!

   Du mußt nicht warten, bis das Gesetz mit rücksichtsloser Gleichgültigkeit gegen Dein Wohl und Wehe seine Forderung geltend macht. –

   Arbeite Dir selber eine «Bilanz » aus und erschrick  nicht,  wenn  das  «Soll»  Dein «Haben» ganz gewaltig übersteigt!

   So unerbittlich der Gesamtorganismus der Menschheit von jedem  seiner Einzelglieder jede Forderung einziehen muß, an deren Bezahlung geflissentlich «vergessen » wurde, so teilnahmslos und automatisch  muß er auch  einem anderen Gesetze folgen,  das ihm jede Gewaltsamkeit unmöglich macht, jede Selbsteintreibung  verbietet,  sobald Du auch nur den Willen zur Begleichung Deiner Schuld einmal ernsthaft in Dir aufgerichtet hast, und solange Du Dich stets verpflichtet fühlst, – auch wenn Dir die Umstände noch nicht gleich erlauben, die ganze Schuld zu begleichen, ohne dadurch wieder aufs  neue  Dich oder  Andere  zu Schaden zu bringen.

 

   So viel von dem Gesetz des Ausgleichs im menschlichen Gesamtorganismus  wirst Du wissen müssen,  wie ich Dir hier sagte, – willst Du Dein Glück Dir schaffen.

   Es liegt bei Dir, wenn Du dieses Gesetz in seinen gar mannigfachen Abzweigungen im Leben des Alltags  noch weiter  verfolgen willst. – Es wird Dir sicherlich nicht zum Schaden gereichen.

   Willst  Du  zum Schöpfer Deines Glückes werden, dann wirst Du bald entdecken, daß vielleicht der weitaus größte Teil des von Dir erstrebten Glückes in die Beziehungen Deines «Ich» zu  allem «Du» aufs engste verflochten ist. –

  Dein Glück will auch die  Liebe umfassen in allen ihren Formen.

   Die Liebe aber - und ich  meine  hier nicht etwa nur «sexuelle Vereinigung » – braucht immer ein «Du», und wenn dieses «Du» –  – Du selber  wärest.

   Auch hier herrscht das  Gesetz des Ausgleichs, und Du darfst nicht erwarten, daß Deine Liebe ohne Enttäuschung bleiben könnte, wenn Du den Austausch zu «vergessen » pflegst, oder mehr erhalten willst, als Du gibst! – – –

   Du wirst für alles, was Du erhalten willst, vollwertige Äquivalente darbieten müssen, oder der Menschheit Gesamtorganismus wird von  Dir  einstens fordern, was  Du schuldig geblieben bist, und Du darfst Dich nicht beklagen,  wenn er in  einer, durch Deine Wünsche unbeirrbaren Weise,  sich zu seinem Rechte verhilft...

   Ob es  nun  Dein Verhalten  zu  völlig Fremden  anlangt, ob  Deine  Liebe und Dein  Liebesbedürfnis  in  den  Beziehungen zwischen Weib und Mann in Frage kommt, ob es sich um  die Liebe der  Eltern zu ihren Kindern oder  der Kinder  zu ihren Eltern handelt, oder um Geschwisterliebe, – – nie darfst Du rechtmäßig mehr erwarten als Du gibst, und gibt man Dir mehr, so  siehe zu,  daß Du baldigst das Deine dafür entrichtest, wenn Du nicht willst, daß man es einmal von Dir nehmen wird, wenn Du es am wenigsten erwartest, und  auf eine Art, die Dir vielleicht wenig gefallen wird! – – – –

 

   Die  geistigen Gesetze  wirken  nicht anders, als die  sogenannten physikalischen Gesetze der äußeren Natur, und wenn Du  eines  dieser  Gesetze  verletzt,  dann weißt Du aus Erfahrung, daß Du die Folgen zu tragen hast, ob sie Dir gefallen oder nicht.

   Es wäre ebenso vermessen, in Bezug auf geistige  Gesetze «Vergebung» oder Befreiung  von  den  Folgen zu erwarten, wie bei irgendeiner Verletzung eines physikalischen Gesetzes. –  In  beiden  Fällen würdest Du verlangen, daß  Deines  Fehlers wegen die  kosmische Ordnung eine Störung  erleiden solle. – – –  

   Da Milliarden  von Menschen tagtäglich solche Fehler begehen, so würde hier «Vergebung»  nichts anderes bedeuten, als ein Versinken  aller geistigen Welten in  völlige Chaos-Nacht…

 

   Rüttle Dich auf aus der dumpfen, düsteren Gläubigkeit des Wilden, der mit seinem Götzen  hadert, wenn  er  ihm  anscheinend nicht zu Willen ist, und schaffe Dir lieber einen Glauben an das unermeßliche Ganze, dessen Teil, und Mittelpunkt als Teil Du bist, damit  Dir begreiflich wird,  wie klein Du  von  einer Gottheit zu denken wagst, die Deine törichten Wünsche über ihre eingewobenen  Ordnungen  setzen soll, wenn  es  Dir nicht  gefallen mag,  die  Folgen Deiner Handlungsweise als ein Teil des Ganzen zu ertragen.

   Wenn  Du einst höchste Erkenntnis Dir erringen solltest, wirst Du es nicht mehr vermögen, ohne tiefste Scham der Tage  zu gedenken, da es Dir ganz in göttlicher Ordnung begründet  schien, daß ein «Gottessohn» für Deine Taten leiden müsse, weil Du selbst auf diese Art bequem Dich aller  Folgen  Deiner Taten  zu entledigen  gedachtest...

   Du wirst dann nicht mehr begreifen, daß Du nicht  lieber völlige  Selbstvernichtung wolltest, als daß Du auch nur einen Augenblick den  Gedanken ertragen  konntest, daß ein Schuldloser Deine  Schuld durch Folterqualen tilgen solle. – – – – – – –

   Doch wenn Du auch zu Denen gehörst,  die  sich  für  ihre  Taten selber  haftbar  glauben, so fürchte ich doch, daß Du noch  nicht wissen könntest, wie  Du  in  gleicher  Weise für alle Deine  Gedanken  haftbar  bist. – – –  

   Ich sagte dir schon, daß  es für den Gesamtorganismus der Menschheit, dessen  Teil Du bist, nichts Verborgenes gibt,  und auch Deine verborgensten Gedanken  sind ihm entschleiert.

   Hier  möchte ich aber nicht den Irrtum  verschulden, als lehrte ich etwa eine «Gesamtmenschheits-Seele»,  als  ein  für  sich  bestehendes, bewußtes Wesen!

   Bewußt wird der Gesamtorganismus der  Menschheit stets  nur  in  seinen  «Mittelpunkten»,  –  den einzelnen  Menschen, und  in jedem Einzelnen wird er seiner selbst  anders, sowie bald mehr,  bald in geringerem Grade bewußt.

   Wenn  ich sage: «nichts ist dem Gesamtorganismus der Menschheit  als solchem jemals verhüllt»,  –  so will ich Dir nur  begreiflich  machen,  daß alles was Du denken oder tun magst, weit  über Dich als Person hinaus, mit automatischer Sicherheit auf den ganzen geistigen Organismus der  Gesamtmenschheit einwirkt  und dort seine Folgen zeitigt, für  die Du  dann später oft vergeblich nach einer Verursachung suchst,  weil es Dir nie  in den  Sinn gekommen ist,  daß auch Deine leisesten Gedanken, die Du fast vor Dir  selbst  schon verborgen glaubtest, so weittragender  Folgen Ursache werden könnten.– – – – –

 

    Willst Du der Schöpfer Deines Glückes  werden, dann mußt Du wissen, daß Deine  Gedanken Dir  als  gehorsame  Zugtiere  treue Dienste leisten, wenn Du  sie zu  diesen Diensten erzogen hast, daß sie aber  als  wilde  Bestien  hausen, wenn sie des  Dienens entwöhnt, ohne Fessel von Dir  auf die Menschheit losgelassen werden. – – –

   Du kannst nicht wahrhaft glücklich sein,  wenn Du nicht anderen, so viel an  Dir  liegt, Glückesmöglichkeiten  schaffst,  aber du vernichtest anderer Glück, wenn  Deine Gedanken, wilden Stieren gleich, in  die  seelischen  Blütengärten  anderer Menschen brechen…

   Denkst Du in Harmonien, so wirst Du in Anderen Harmonien  zum  Erklingen bringen, doch denkst Du Verderben und   Chaos, so wirst Du auch in Anderen Verderben und Chaos bewirken. – – – – –  

   Du kannst Dich selbst nicht gesund erhalten ohne  stete, kontinuierlich festgehaltene Gedanken voll Gesundheit, Schönheit und Kraft, und Du wirst gleichzeitig auf Andere wie ein Seuchenherd wirken durch deine Gedanken, wenn Du, in Deinen Gebresten seelisch wühlend, nichts als Krankheit und Siechtum zu denken weißt.

   Ich  kenne einen,  der wurde  von  den   Ärzten für «unheilbar» erklärt und seine   Krankheit  war  von einer  Art,  die  noch   heute  kein Arzt  zu  heilen  weiß, – aber durch seiner Gedanken Kräfte hat er sich  selbst geheilt und lebt seit Jahrzehnten als gesunder Mensch.

   Ich kenne einen Andern,  dem offenbarte   man auf seinen  dringenden Wunsch, daß er «im besten Falle noch vier bis fünf Jahre» zu leben habe; - er nahm keine der ihm verordneten Medikamente, gebrauchte keinerlei «Kur» und setzte es sich  zum Ziel, durch seine  Gedankenkräfte allein sich am Leben zu erhalten. Nun sind es fast  zwanzig  Jahre  her, seit  man ihn aufgegeben hatte, –  er lebt, ohne jede Kränklichkeit, in Frische und rüstiger Kraft, und es erscheint ihm heute wie ein Traum, daß er einmal die Ärzte brauchte.– – –

   Solche Menschen aber wirken wie Strahlungszentren der Gesundheit auf ihre weiteste  Umgebung, auch wenn sie nach strengen ärztlichen  Begriffen nicht einmal als de facto «geheilt» zu betrachten wären.

   Sie fühlen sich geheilt, und die Zeit gab ihnen Recht, denn die Beschwerden sind verschwunden.

   Die Sicherheit, die der Erfolg ihnen gab, schafft ihren Gedanken weiter unwiderstehliche Gewalt, und so  vermögen sie auf weite Ferne als Gesundheitsträger nun zu wirken. – –

 

   Denke stets Armut und Not, und Armut und  Not werden nicht auf sich warten lassen, – fürchte  stets irgendein Ungemach, und  das Mißgeschick wird sich mit Sicherheit  an Deine Fersen heften!

   Sieh aber in der trübsten Stunde noch immer Deine Sache nicht  als  verloren an und sie wird Dir niemals verloren sein, –Du wirst sicherlich in Bälde einen Ausweg finden!

   Betrachte ein Mißgeschick,  das Dir begegnet,  nicht anders, als wie ein Gewitter das Dich auf einem Ausflug überraschte und Du kannst sicher sein, daß Dir stets seltener und  seltener  ein Mißgeschick begegnen wird!

 

   Du  selber bist   der  Magnet  für Dein Wohl und Wehe!

   Du kannst  Dich  «einstellen»  für  die Kräfte, die Du heranziehen willst, und sie müssen Dir folgen. –

   Du wirkst aber nicht nur als «Ich» für Dich selbst, sondern zugleich für jedes «Du», das mit Dir im gesamten Menschheitsorganismus geistig verbunden ist. – – –

   Die Stärke Deiner  Wirkung  wird sich viel weniger als Du glaubst nach äußeren Entfernungen  richten, vielmehr werden alle Stärkegrade bestimmt durch die größere oder geringere Ähnlichkeit Deiner  Eigenschwingungen mit denen anderer Menschen. – Aber ein Jeder aus den Milliarden,  die Du als «Du» empfindest, wird in irgendeiner Weise noch von den Ausklängen der von Dir erzeugten Wirkungen erreicht werden. –

   Daher trägst Du ungeheure Verantwortung! – – 

  Du bist niemals allein, magst Du Dich auch hinter den  dicksten Mauern verborgen glauben…

   Stets handelst Du, als «Ich», in Beziehung  und   Verbindung  mit  allem «Du», denn obwohl  Du  ein einzigartiges «Ich» jeweils bist, herrscht doch völlige  Identität  aller  «Mittelpunkte» des Menschheitsganzen…