Das Buch vom Menschen:

Der Weg des Weibes

  In jener höchsten Sphäre geistiger Erscheinungswelt, wo Geistesmenschentum sich selbst  zum  erstenmale  in  Erscheinung – hier aber immer noch in geistige  Erscheinung – zeugt, ist „Mann” und „Weib” noch eng vereint in urgegebener Einheit zwiepolarer „Ich”-Empfindung.

 

   Mit  jeder  neuen  Weiterzeugung aber werden die geistigen Welten in  die dieser erste geistige Erscheinungsmensch sich weiterzeugt, „dichter” gleichsam und ärmer an ursprungsgegebenem „Licht”, – doch immer bleibt noch die engste Vereinung von „Mann und Weib” in  gemeinsamer zwiepolarer Erscheinung.

 

   In seiner gleichsam „dichtesten” Darstellung geistiger Erscheinung endlich angelangt, – nur schwach noch von dem ursprungsgegebenen „Lichte” erhellt, lernt nun der Geistmensch dieser, seiner ersten Zeugung so fernen Bereiche, zum erstenmale die Welten der physischen Gestaltung kennen.

 

   Hier aber geschieht  es, daß den  weiblichen Pol in ihm  eine neue Empfindung: – die Furcht,  befällt.

 

   Furcht  vor  den ungeheuren Kräften, denen  der geeinte zwiepolare Geistmensch bis hierher noch geboten hatte, die er aber nun in einer neuen Art am Werke sieht, – ihm selbst so fremd, daß er hier nicht mehr zu  gebieten wagt und  damit seine  Macht verliert…

 

   Doch hinter dem Werke der ihm nun  bedrohlich erscheinenden Kräfte gewahrt er – eine neue Welt, mit Lebewesen, die alle aus seiner eigenen Kraft in höchster geistiger Erscheinung stammen: – die Welt der physisch-sinnlichen Anschauungs form, – der  physisch sich erlebenden Erscheinung.

 

   Furcht  vor  den  nicht  mehr  zu meisternden  Kräften,  und  Anziehung,  ausgehend  von den  Formen der physischen Welt, veranlassen schließlich, daß der weibliche Pol  des  geistigen  Erscheinungsmenschen nun  durch  einen  Willensakt die Mauer  bricht,  die ihn bis dahin  noch von dem physisch-sinnlichen  Kosmos  schied.

 

   Zwingend überwältigt ihn das Wissen um die neuentdeckte Möglichkeit zu ungekannter Art der Selbsterfahrung, und vor Verlangen in sich  selber erbebend, erfolgt  sein  Losreißen  aus bisheriger Erscheinungsform: – die Vereinung mit  dem Tiere  der Erde, – nicht anders als wie ein Blitzstrahl sich losreißt aus der Wolke  um sich  der Erde zu einen. –

 

   Unzählige „Erden”  gibt es im  kosmischen Raum, auf denen  der  Geistmensch  solcherart nun im tierhaften Körper sich erleben muß: – dem physischen Körper des Tieres, dessen Reste man auf diesem Planeten erhalten findet, noch aus Zeiten her in denen es noch nicht in sich den Geistmenschen trug, auch wenn es jetzt als „Urmensch” bezeichnet werden mag. –

 

   Mit der  Losreißung aus  geistiger Erscheinungswelt und der neuen Bindung  an den Tierleib ist der „Fall” aus hohem Leuchten endgültig  vollzogen.

 

   Der Geistmensch, der bis hierher „Mann” war und „Weib”, – in gleicher „Ich”-Empfindung vereint und sich selber stets in andere geistige Welten  weiter-zeugend, –  ist damit nun  entzweit,  denn in  der physischen  Erscheinungswelt trennen sich zwangsläufig die Pole „Mann” und „Weib” voneinander, da diese Welt nur Bestand hat in der steten „Spannung” die aus der Getrenntheit  beider urgegebenen  Pole  resultiert.

 

   Es ist  zuerst  der  weibliche Pol  des geistigen Erscheinungsmenschen, der diesen „Fall” bewirkt und  das Dasein in der Tierform begehrt, –  aber in geistigen Reichen vermag  nichts zu verharren,  in dem nur einer der beiden  Pole „Mann”, – „Weib”, wirksam wäre, und  so muß der männliche Pol dem „Falle”  gleichzeitig folgen.

 

   Die  Tierform,  die  der weibliche  Pol sogleich in  seinem  „Falle” findet, – „geschaffen”  bereits von Geistmenschen frühester Zeugung, –  wird dem  männlichen Pole Zwang, die gleiche Form  für  sich zu begehren.

 

   „Da aber  die Söhne der  Götter sahen, daß die Töchter  der Erde  schön waren, nahmen sie diese zu Weibern.” –

 

   (Die Töchter der „Götter” sind hier bereits zu „Töchtern der Erde” geworden! –  Die  Söhne  der Götter  folgen  nach! – –)

 

 

   So etwa  läßt  sich auf  irdische Weise der ewig sich erneuernde Vorgang schildern, der den Menschen geistiger Erscheinungswelt  zuletzt  an die Gestaltung physischsinnlicher Erscheinungswelt verhaftet.

 

   Es  ereignet sich nichts anderes als ein vom  weiblichen Pol her zuerst gewollter Wechsel  der Anschauungsform, der sofort die vorher geeinten Pole entzweit und zerfallen läßt in einen für sich bestehenden weiblichen, wie einen ebenso  nun für sich bestehenden  männlichen  Pol, –  der  Geschlechtertrennung des Erdenmenschentieres angepaßt,  das nur in solcher Trennung sich zu erhalten  vermag.

 

   Die Sage vom Paradiese läßt „Eva” durch „die  Schlange” verführt werden und danach den  „Adam”  verführen.  Mag  auch diese Sage, so wie wir sie kennen, nicht in ursprünglicher Gestalt überliefert  sein, so zeigt sie doch noch deutlich, daß hier ein Erkennender sein Wissen  um einen sich  ewig erneuernden Vorgang, in einen zeitgebundenen Bericht symbolisch verhüllt, der Nachwelt überliefern wollte, soweit sie seine Sprache der Symbole kennen würde.

 

   Wer zu lesen weiß in den Worten dieses Wissenden, der wird  auch die weitere Folge für „Mann” und „Weib”, in irdischer Trennung,  alsbald durch die Worte bezeichnet finden,  die  der  Weise  den  „Herrn”  zu „Adam” und zu „Eva” sprechen läßt, Worte, die  in  sehr bedeutsamer Unterscheidung das Maß der Schuld-Folge verteilen.

 

   Es ist bei dem stetig sich wiederholenden Vorgang des „Falles” – in jedem einzelnen Falle –  der  seiner Natur nach  passive „weibliche” Pol, der zuerst der „Urschuld” durch Furcht, verfällt,  der zuerst den Anziehungskräften der physischen Welt erliegt.

 

   Keineswegs  ist aber  der männliche Pol etwa frei von Schuld, – etwa  nur das „Opfer” seiner  Vereinung mit dem weiblichen Pol!

 

   „Schuld” des „männlichen” Poles ist die Aufgabe aktiven Widerstandes im zwiepolaren  gemeinsamen Leben, bei der Bedrohung  des  weiblichen   Poles  durch Furcht und Anziehung.

 

   So  geschieht  es,  daß beide Pole  ihre Rolle tauschen: – eine geistige Perversion, wobei  der  weibliche  Pol   aktive,  der männliche aber passive Haltung annimmt, was den „Fall” in  die physische Erscheinungswelt unabwendbar  macht.

 

   Entscheidend als „Urschuld” ist aber allein der positive  Willensakt  im weiblichen Pol. –

 

   Darum, in  der  Sage  vom „Sündenfall”, der „Fluch”,  der  die Menschheit trifft im „Weibe”, –  der  dem  Weibe  in  erdenhafter Form körperliche Schmerzen, Ängste und  Nöte  verheißt  wie  sie  dem  physischen Tierkörper nicht  erspart werden können, und  jenen  steten  Kampf  mit der schillernden „Schlange” physisch-sinnlicher Anschauungsart.

 

   Dem  „Manne” aber wird  nur diese Anschauungsweise selbst entwertet durch ihre  Verfluchung.

 

   Ihm wird nur  die  Mühe und  Plage verheißen,  an die das Dasein in physischer Anschauungsform gefesselt ist.

 

   Darum  weiter,  in  der Sage, das Wort des „Herrn” an das „Weib” im Menschen:

 

   „Du  sollst dem Manne Untertan, und er soll dein Herr sein!” – –

 

   Wie oft wurde  dieses Wort schon mißbraucht als ein Freibrief zur Unterdrückung weiblicher Individualität auf Grund der hier vermeintlich  zugestandenen  unbedingten Herrschgewalt des Mannes in der Ehe!

 

     Aber auch aller  lächelnde oder  entrüstete Spott kann die große Wahrheit nicht aus der Welt schaffen, die jener  Wissende nur  dadurch bedeutungsvoll genug  betont glaubte,  daß er den „Herrn”  befehlend also  sprechen läßt zu Mann und  Weib. –

 

   Hier ist wahrlich Anderes zu finden, als jene wähnten, die sich  aus dieser nur noch leicht verhüllten Wahrheitsoffenbarung eine willkommene göttliche Bestätigung der Rechte  männlicher Machtgelüste  über das Weib herauszulesen suchten!

 

   Hier ist der Weg  gezeigt zur dermaleinstigen Wiedervereinung der beiden irdisch getrennten Pole im Reiche des Geistes, wie  sie nur erfolgen kann durch Auflösung der geistigen Perversion der Pole, die einst Vorbedingung des „Falles”  war!

 

   Hier ist auf das geistige Gesetz  verwiesen, das  nur des Mannes hier auf dieser Erde sich bedienen kann, soweit es menschliche Antennen braucht um die „frohe Botschaft” des Menschen  der  Ewigkeit dem  im „Dunkel” irrenden Erdenmenschen  erneut vernehmbar zu machen  und ihm  die Kräfte zuzuleiten,  die er  zu  seiner Rückkehr in das „Licht” benötigt! – –

 

 

   Noch tragen Mann und Weib in dieser irdischen Erscheinungswelt in  sich die letzten Spuren einstiger Verbundenheit  der Pole.

 

   Im Weibe dieser Erde lebt  noch  etwas wie „Erinnerung”, daß  es geistig vormaleinst  sein „Ich”  auch im  „Manne”: – in einem männlichen Pole – fand, und  der Mann dieser Erde kann  in sich  die gleiche Spur seiner vormaligen Vereinung mit dem „Weibe”: – einem weiblichen  Pole, – noch entdecken…

 

   Alles  seelische  Vereinigungs-Streben zwischen  Mann und Weib auf dieser Erde ist nur begründet  in  dem, was solcherart noch im Manne vom Weibe, und im Weibe vom  Manne  weiß. –

 

   Selbst die unerhörte Macht  der in tierhafter  Leiblichkeit  gegebenen sexualen Anziehung bestimmter Individuen der beiden  Geschlechter würde im Menschen der Erde nicht  zu ihrer Auswirkung kommen können, wären die hier in Betracht  kommenden seelischen Widerstände nicht bis auf minimale  Reste ausgeschaltet durch ein  seelisches  „Erinnern”, – ein letztes Erahnen –  ehemaliger  polarer  Vereinung. –

 

   Kein  seelisches „Verstehen” zwischen Mann und Weib im Erdenkörper wäre möglich, ohne das, was noch im Weibe weiterwirkt aus seiner  einstigen Vereinung mit dem Manne her, – und ohne das was noch im Manne an Auswirkungen des ihm einstmals vereinten weiblichen Poles erhalten ist. – –

 

 

   Nicht  alle „Menschen” geistiger Erscheinungsform sind  dem  „Falle”: – der  Ent-zweiung, – erlegen.

 

   Von den Nicht-Entzweiten, die in der geistigen  Region der Erde leben, – den Nichtgefallenen, – geht immerfort erneut der glühende, liebegeleitete Rettungswille aus, der nur das eine Ziel kennt: – die in physisch-sinnliche Erscheinungsform Gefallenen zurückzuführen in den geistigen Urzustand.

 

   Diese Nicht-Entzweiten sind es, und nur sie allein, die sich auf Erden aus  den vorgeburtlich  schon  Verpflichteten  jene  „Erwachten” schaffen, die man Meister kosmischen Erkennens  nennt.

 

   Es  wählen  diese  Nichtgefallenen  mit sicherer Wahl sich aus der Erdenmenschheit jene Männer  aus  in denen sie das Geistige wiedererkennen,  das  einstmals  sich ihnen verpflichtet hat: –  jene Männer die ihnen nun „Söhne” und  „Brüder”  werden können, –  und  vollenden  sie  zu „Leuchtenden” der Ewigkeit.

 

   Diese  unsichtbaren,  zwiepolaren Menschen geistiger Erscheinungsform leben – wie ich schon  vormals es bezeugte – hier in der Geistesregion dieser Erde unter der hohen, liebeerfüllten Leitung eines der urgezeugten  Geistes-„Menschen”,  – eines jener höchsten Erhabenen,  die stets im reinen Geiste bleiben,  und niemals auch nur  in geistige Erscheinungswelten  sich weiterzuzeugen willens sind. –

 

   Nach ewigem geistigen Gesetz  ist nur der männliche Pol  des geistigen Menschen der hier auf der Erde sich im tierhaften Körper erlebt,  noch  dazu  befähigt,  die Geistes-Region der Erde bewußt zu betreten, in der  die  „Nicht-Entzweiten”  als  Helfer des Erdenmenschen leben.

 

   Niemals könnte darum ein  Weib der Erde: – die Verkörperung des weiblichen  Poles des  geistigen Menschen, – zu einem Meister kosmischen  Erkennens vollendet werden, und ebenso  ist es  unmöglich, daß ein wirklicher Meister durch geistige Übertragung ein Weib zu seinem angenommenen „Sohne” im Geiste machen oder ihm eine wirkliche Einweihung erteilen könnte, denn alle diese  Formen aktiver, in  sich gerundeter  und aller Willkür entrückter Geistigkeit setzen den  aktiven geistigen Pol im Erdenmenschen voraus.

 

   Das „Weib” trägt, als getrennter, passiver, weiblicher Pol des geistigen Erscheinungsmenschen in seinem Erdendasein nun die Folge  seines Willens-Impulses zur Verkörperung in der  physischen Welt, durch  den mit Notwendigkeit  die Trennung der  Pole „Mann und Weib” erfolgen mußte.

 

   Auch der irdisch inkarnierte weibliche Pol  des   geistigen Menschen  kann  wohl während  des  Erdenlebens  in  die  geistige Region  der Erde  „erhoben”  werden, – jedoch nur in der seiner Art gemäßen passiven  Weise, ohne in jener  Region Bewußtsein  zu  erlangen, was jedoch keineswegs  die  Empfängnis  geistiger Influenzen durch männlich-polare geistige  Einwirkung ausschließt.

 

   Dem Manne auf dieser Erde, – als der Inkarnation eines männlich-geistigen Poles, – bleibt dagegen seine aktive geistige Kraft auch im tierhaften Körper erhalten,  wenn sie auch  nur in den allerseltensten Fällen, von denen bereits die Rede war, – sei es völlig, sei es nur zum Teil, – aus  ihrer Latenz zu lösen ist.

 

   Möglich ist  solche Lösung  aber  nur durch  die  lösenden Helfer, die Nicht-Entzweiten in der Geistesregion der Erde, die alsdann  dem  männlich-polaren Geiste  in völlig erwachtem oder wenigstens  teilweise aufnahmefähigem Bewußtsein  aktiv wirkend  erlebbar wird. –

 

   Da aber auch der aktive, männlichpolare Geist trotz seinem vorher durch die Helfer bewirkten völligen, teilweisen, oder auch nur  zeitweisen  „Erwachen”  dort  nicht ohne den Ausgleich weiblicher Polarität bewußt  sein könnte, so tritt aus der Höhe ungeformten ewigen Geistes, aus dem „Urlicht”, das „Mann” ist und  „Weib”,  ein Strahl von weiblich-polarer Art in ihn ein, verschmilzt mit  seinem „Ich”,  und schafft ihm   die notwendige  geistige  Vollendung.

 

   Ich glaube kaum, daß der Dichter nicht um  diesen Vorgang wußte, der einst  das Wort prägen durfte:

 

   „Das  Ewig-Weibliche  zieht uns  hinan”…

 

   Das Ewig-Männliche aber  kann wohl den  weiblichpolaren Geist  in  geistige Regionen erheben,  doch  ist es  nicht möglich,  ihn während  der irdischen Verkörperung  dort bewußt werden zu  lassen.

 

    Durch  den Willensakt des Hinstrebens in die physisch-sinnliche Erscheinungswelt und die hierdurch erfolgte Umkehrung seiner geistig gegebenen passiven Artung in reinste Aktivität, begab sich der weibliche Pol des geistigen Menschen selbst der Kraft, die ihn wieder aus der gewollten Anschauungsform  hätte befreien  können.

 

   Die durch diesen Willensakt paralysierte Kraft  ist  während  des  Erdenlebens nicht mehr  zu erneuern.

 

 

   Doch jene, die den Nicht-Entzweiten des geistigen  Bereichs  der  Erde  „Brückenbauer” wurden als die Meister kosmischen Erkennens wollen Mann sowohl wie Weib aus Erdenknechtschaft lösen…

 

   Sie können es, sobald  es ihnen vordem erst  gelingt, den  Erdenmenschen, sei er Weib  oder Mann,  dahin zu bewegen, daß er seine Seelenkräfte vollkommen seinem geistigen „Ich” zu einigen sucht.

 

    Dann erst kann sich der „lebendige Gott” im Menschen der Erde wieder „gebären”. –

 

   Dann  erst  wird  die  „Himmelsleiter” wieder aufgerichtet, auf der „die Engel” auf- und niedersteigen,  und die von dieser Erde bis hinauf in das ewige „Urlicht” reicht, dem des Erden-Menschen Geistiges entstammt.

 

 

   Die Wege die ich zeige,  sind weder dem Weibe noch dem  Manne verschlossen.

 

   Ich rede aber außerdem auch von einem Wege,  den zuweilen zwar ein Mann geheißen wird zu  gehen,  aber niemals ein Weib.

 

   Ich rede von  aktivem, bewußtem  Betreten  der Geistregion unserer Erde, noch während des  erdenmenschlichen Daseins, als von einer dem Manne, – jedoch nur in seltenen  Fällen, – dargebotenen Möglichkeit.

 

     Dem Weibe, – und zwar jedem Weibe auf dieser Erde,  das wissend  oder  nur ahnend Wege geht, die denen gleichen, die ich zeige, – wird die Kraft zu  eigenbewußter Erhebung in die Geisteswelt einst nach wohlgenutztem Erdenleben zuteil durch einen jener Meister,  die  das „Ewig-Weibliche” schon während ihres Erdenlebens in die Geistregion der Erde „hinangezogen” hatte, und die auch nach dem Tode ihres Erdenkörpers, von dort aus hilfebringend dieser Erde nahe bleiben.

 

   Der hohe Weg des Weibes, der aber nicht nur ausschließlich dem Weibe vorbehalten bleibt, ist solcherart ein indirekter Weg, führt  jedoch ebenso wie  der nur wenigen erreichbare direkte Weg des Mannes einst zurück zu geistiger Vereinung von „Mann” und „Weib”, und damit zu selbstbewußtem Leben  in den Welten geistiger „Erscheinung”, die weit höher liegen als das „Jenseits”, – in  dem sich jeder Menschengeist – auch ohne jedes Streben – sogleich nach dem Tode seines irdischen Körpers findet: – jenseits  der  Anschauungsform physischer Außen-Sinne.

 

   Aber das Weib der Erde würde vergeblich suchen, um etwa hier auf Erden einen der Meister kosmischen Erkennens zu finden, damit er ihm  schon während  des  Erdenlebens  Eingang in die Welt des Geistes verschaffe.

 

   Auch jene heiligen Frauen, die einst dem Meister  dienten, den die  Evangelien schildern, fanden erst nach vollbrachtem Erdenleben in ihm den Helfer,  der ihnen das Reich des Geistes  eröffnen konnte,  nachdem  er selbst den Erdenkörper  verlassen hatte.

 

   Vorher „erkannten”  sie ihn nicht und hielten  ihn für  den „Gärtner” irdischer Gärten…

 

   Es war ein hartes Wort, das dieser Meister  kosmischen  Erkennens  selbst  seiner Mutter gab, als er sprach:  

 

   „Weib,  was  habe  ich  mit dir  zu  schaffen?! ” – –

 

   Doch dieses Wort ist von der irdischen Erscheinung eines jeden Geistgeeinten her gesprochen und gilt jedem Weibe, das hier auf Erden in der irdischen Erscheinung die Hilfe sucht, die der im Reiche wesenhaften Geistes  Wirkende  ihm  erst  dann zuteil werden lassen kann, wenn er selbst das Erdenkleid abgelegt hat.

 

   „Wenn ich von der Erde erhöht sein werde, dann werde ich alles an  mich ziehen!” –

 

 

   Urirdische Triebe weiblicher Sehnsucht haben nur allzuoft das Suchen weiblicher Seelen nach ihrem Meister auf irreführende Wege geleitet, wo dann täuschender Wahn infolge dramatischer Spaltung  der eigenen Seelenkräfte sie den vermeintlichen „Meister” finden ließ, der nichts anderes war als eine Ausgeburt wuchernder plastischer Phantasie…

 

   Nur viel  zu sehr hat oft das „Weib” der Erde in Wahrheit  nach dem „Manne” der  Erde verlangt,  während  es  frommen Glaubens war, einem Gegenpole im ewigen Geiste entgegenzustreben, mochte er nun als „Krishna” oder „Jesus” bezeichnet werden.

 

   Ob dann  in innigster  Andachtsglut der „Geliebte der Seele” umschlungen oder ob mitleidensdurstig Leben  und Leiden des  Gemeinten  durchschauernd  mitgelebt und  mitgelitten  wird, – stets handelt es sich dabei nur um einen Fieberwahn, verursacht durch  seelische  Spaltung,  so  erhaben und ergreifend auch die Äußerungen dieses  Wähnens  sich darstellen mögen,  sosehr  auch  das Wahnerlebnis die Physis miterschüttert, wobei durch  diese Erschütterung oftmals Kräfte der unsichtbaren physischen Welt zur Mitwirkung angeregt werden,  die wahrlich  mit  Entsetzen geflohen würden, wüßte man um  ihr Wirken und ihre Art. – –

 

 

   Erst wenn das Weib der Erde wieder frei von  dem  voreinst erstrebten Erdenkörper  wurde, –  nach einem  Erdenleben,  das darauf gerichtet  war, das Sein  im  Geiste  später wieder zu  erreichen, in geistiger Gestaltung und mit wohlgeeinten Seelenkräften, erfüllt von seinem „lebendigen” Gott, – – erst dann darf es erwarten daß ihm ein Meister nahen kann  in geistiger Gestaltung, der ihm zurückerstattet, was es einstmals als  weiblicher Pol des Geistesmenschen dort zurücklassen mußte,  wo  die Paralysierung seiner  Kraft erfolgte durch die Verkehrung seiner Strebensrichtung…

 

   Dann aber wird es mit Sicherheit auch seinen geistigen Gegenpol zu finden vermögen, mit dem es voreinst vereint war und nun ewig  aufs neue  vereint wieder den „vollendeten” Geistesmenschen darstellt, – sich selbst in seinem „Ich” bewußt empfindend und zugleich, im selben „Ich”, seinen männlichen geistesmenschlichen Gegenpol.

 

   Das Gleiche  gilt jedoch auch für  den Mann, soweit er nicht durch seinen „seelischen Stammbaum”: –  die Seelenkräfte aus der Vorzeit, die sich, infolge seiner geistigen Darbietung  zum Helfer der  im Urlicht Leuchtenden,  in  ihm einten, – von Geburt an bereits die  Eignung in sich trug, zum Meister kosmischen  Erkennens vollendet werden zu  können, oder  soweit er nicht wenigstens auf Erden derart zum Erwachen kam, daß es einem Meister möglich war, ihn als  geistigen  „Sohn” anzunehmen und  durch Übertragung geistiger Erlebensfähigkeit einzuweihen.

 

   Doch  kann auch der zum Meister Geborene, oder der als geistiger „Sohn” Angenommene, die ihm verliehene geistige Möglichkeit nur dann wirklich nützen, wenn er getreu und  ohne Wanken stets erfüllt, was ihm geboten wird von denen, die ihn geistig lehren. –

 

   Die Hierarchie des Geistes kennt keine Willkür!

 

   „Mann” und „Weib” soweit sie in Erdentierleibern verkörpert  hier auf  der  Erde leben, stehen genau jeweils an jener Stelle, die sie  einzunehmen fähig sind,  und es wird jedem Erdenmenschen nur das zuteil, wozu er selber sich geistig fähig machte. – –

 

 

   Will  ich  aber hier  vom „Wege des Weibes”  reden, dann  muß ich dem Weibe in irdischer  Erscheinung noch  von  einer besonderen Verschiedenheit seines Weges sagen, auch auf jener Strecke, die Mann und Weib in gleicher Weise  gangbar  ist.

 

   Der Mann, der den „Weg” betritt, wird zweifellos dem Ziele schneller näherkommen, wenn seine Haltung aktiv bleibt, stets „greifend” nach dem Ziel das er erreichen will.

 

   Dem Weibe aber empfehle ich statt dessen mehr die Haltung gläubigen Verlangens, – eine Haltung die das Ziel erstrebt, jedoch  nicht  „greifend”  danach faßt,  vielmehr passiv sich zu ihm  leiten läßt.

 

   Es fließt dieser Rat aus uraltem Erfahrungswissen,  und  seine  Befolgung, – wird er richtig verstanden, –  kann dem Manne sowohl  wie  dem  Weibe das  Erreichen  des Zieles sehr erleichtern…

 

   Der „Weg des Weibes” ist wie der des Mannes ein Weg zurück zum Urstande in der geistigen Erscheinungswelt, bevor der Mensch seine  geistigen Sinne in  die physischen Sinne des  „Tieres”  versenkte  und sie  auf solche Weise  unfähig machte Geistiges noch wahrzunehmen.

 

   Durch die Verkehrung  seiner geistgegebenen passiven Art in  aktives Streben hat der weibliche Pol seine Ursprungskraft selbst gelähmt, selbst aufgehoben. –

 

   Wo es gilt, sie dereinst zurückzugewinnen, ist es nötig, aus freiem Willen  die urgegebene Strebensart wieder  anzunehmen.

 

 

   Im Weibe wie  im Manne dieser Erde will sich der „lebendige” Gott gebären, – hier schon, während dieses Erdenlebens! –

 

   Der „Weg”,  den ich  in seinen verschiedenen Formen im ersten  dieser drei Bücher: dem  „Buch vom  lebendigen Gott” gezeigt  habe,  gilt  für alle Menschen  dieser Erde,  „Mann”  sowohl  wie  „Weib”,  und was ich von hoher geistiger  Führung, von der Stimme des Führenden, von der Hilfe, der im Geistigen wirkenden  Meister sagte, ist  ebenso gültig für „Weib” und „Mann. ”

 

   Man irre sich  nicht  und glaube  nicht etwa, daß ich  in meinen Büchern nur die geistigen Entfaltungsmöglichkeiten besonderer Erwählter, – etwa nur den Weg des „Jüngers” und geistig „Geweihten” oder gar nur  den Weg  der Meister kosmischen Erkennens aufzeigen wolle!

 

   Was ich  von solchen  Wegen – nur in ferne Weite deutend –  zeige und zeigen muß, ist immer derart bezeichnet, daß man nicht in Zweifel geraten kann.

 

   Ich sage es oft genug, daß diese wahrlich  sehr beschwerlichen Wege  nicht für Viele gangbar sind, und nur jenen Männern sich  erschließen, die  für sie geboren werden…

 

   Hier  an  dieser Stelle  habe ich nun von vielen Dingen sprechen  müssen,  die Mann und  Weib  gemeinsam angehen, weil  anders  nicht zu zeigen war,  inwiefern sich der Weg des Weibes von dem nicht gemeinsamen Wege unterscheidet, der  nur  dem Manne, soweit er ein „Leuchtender” des Urlichts oder ein zum Jünger Berufener ist, offensteht.

 

   Mag  auch der Weg des Weibes hier auf Erden jene höchste Höhe nicht erreichen können,  die dem  Manne der  dazu geboren ist, einer der Meister reinsten  Erkennens zu werden, schon während seines  Erdendaseins  zu  ersteigen  möglich ist,  so  führt dennoch des Weibes Weg endlich zum gleichen Ziel: – zu wachem Sein in der Erscheinungswelt des Geistes: – zur Neugeburt des geistigen Erscheinungsmenschen, der da „Mann”  ist und „Weib”, in seligster Vereinung und  auf ewig  untrennbar in gemeinsamer  zwiepolarer „Ich”-Empfindung. –

 

   Alles Geistige, was dem Manne erreichbar ist, wird  dermaleinst durch den Mann auch dem Weibe  wieder erreichbar.

 

   Es zieht  alsdann  der  männliche Pol des geistigen  Menschen den  weiblichen nach, gleichwie ehedem der weibliche Pol den  männlichen  nachzog  in  das Leben  physisch-sinnlicher Anschauungsform…